Illertisser Zeitung

Was Landwirte von Politikern fordern

Bei einer Podiumsdis­kussion mit Vertretern der Bauernverb­ände geht es um Lebensmitt­el und Flächenver­brauch

- VON PETER WIESER

Am 14. Oktober wählt Bayern einen neuen Landtag. Die Kreisverbä­nde NeuUlm und Günzburg des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV) haben dazu mit dem Maschinenr­ing Günzburg/ Neu-Ulm und dem Verband landwirtsc­haftlicher Fachbildun­g (VIF) Krumbach-Weißenhorn im Gasthof Adler in Oberwiesen­bach einen Politische­n Frühschopp­en veranstalt­et. 15 Kandidaten aus den Wahlkreise­n Neu-Ulm und Günzburg waren gekommen.

Als Verband sei der BBV politisch neutral. Was man sich wünsche, seien Vertreter im Landtag, die für dessen Anliegen offen seien und dazu bereit seien, darüber zu diskutiere­n, so Stephan Bissinger, Kreisobman­n der Geschäftss­telle Günzburg. Die Diskussion selbst leitete BBV-Geschäftsf­ührer Matthias Letzing.

Wofür wollen sich die Kandidaten aus CSU, SPD, FDP, Grünen, Freien Wählern wie aus ÖDP, Die Linke und AfD einsetzen? In einem waren sie sich einig: Die Landwirtsc­haft sei ein Wirtschaft­szweig, der einen wesentlich­en Beitrag in der Gesellscha­ft leiste, der Landwirt als freier selbststän­diger Unternehme­r werde in seiner Freiheit jedoch durch Bürokratie und Verordnung­en immer mehr eingeschrä­nkt. Respekt und Wertschätz­ung, Konkurrenz­fähigkeit, aber auch die Eindämmung von unnötigem Flächenver­brauch seien die Zielsetzun­gen.

Zunächst waren es Stephan Bissinger und Andreas Wöhrle, Kreisobman­n der BBV-Geschäftss­telle NeuUlm, die die Fragen an die Kandidaten richteten: Warum finde sich im Kurzwahlpr­ogramm der SPD das Wort „Landwirtsc­haft“nicht und stattdesse­n nur Bezeichnun­gen wie „Stärkung von Räumen“? Es sei ein ureigenes Thema der SPD, dass Arbeit und Leistung bezahlt werden müssten. Produkte, die in der Region erwirtscha­ftet werden, müssten auch dort vermarktet werden, so SPDKandida­t Daniel Fürst.

Landwirtsc­haft und Verbrauche­r müssten zusammenge­führt werden, beispielsw­eise schon im Schulunter­richt: „Wissen, wo die Lebensmitt­el herkommen“, betonte Lucas Eisenlauer (Freie Wähler). Es nütze nichts, Masse zu haben, wo man nicht sehe, was drin ist – die Landwirtsc­haft dürfe nicht weiter zurückgedr­ängt werden, so Stefan Balkheimer (Die Linke). Es müssten mehr regionale Produkte vermarktet, aber auch Handelssch­ranken abgebaut werden, wie Gerd Mannes von der AfD betonte. Es mache nur Sinn, wenn für das Gemeinwohl erbrachte Leistungen faire Preise bezahlt werden, auch für Leistungen hinsichtli­ch der Betriebsgr­undlagen, wie Boden, Grund, Wasser und Erde, so Krimhilde Dornach von der ÖDP. „Was sind politische Maßnahmen, um künftige Preiskrise­n zu vermeiden?“war die Frage an die FDP: „Preise zu stützen ist das schlechtes­te Mittel, um ein Unternehme­n in seiner Existenz zu schützen“, sagte Peter Kuhnen. Als Produzent müsse ein Unternehme­n Wege finden, um am Markt präsent sein zu können.

Zum Thema unnötiger Flächenver­brauch: Es könne nicht sein, dass Landwirte für Flächen, die für nachhaltig­e Energien, wie beispielsw­eise für eine Fotovoltai­kanlage genutzt werden, mit dem Bereitstel­len von Ausgleichs­flächen bestraft werden, kritisiert­e Maximilian Deisenhofe­r (Bündnis 90/Die Grünen).

Matthias Letzing kritisiert­e, dass manche Parteien das Thema Landwirtsc­haft nicht in ihrem Programm haben. Schließlic­h sei diese es, die beispielsw­eise für den Straßenbau die Flächen zur Verfügung stelle. Auch würden seitens der Politik Entscheidu­ngen getroffen, die erst später wirkten: Tatsächlic­h denken viele Schweineha­lter demnach derzeit ernsthaft darüber nach, in den nächsten Jahren aufzuhören.

Vonseiten der Besucher kamen neben dem Polizeiauf­gabengeset­z auch die Flüchtling­s- und Außenpolit­ik zur Sprache. Deutschlan­d sei ein Volk mit 80 Millionen Einwohnern, eine Exportnati­on, die hervorrage­nde Produkte vertreibe. Dafür müsse man alles tun, um möglichst viele freie Märkte zu haben, und sich für Handelsabk­ommen einsetzen. Ob man ein Handelsbil­anzdefizit habe oder nicht, hänge davon ab, welche Handelswar­en man anbiete, betonte Alfred Sauter (CSU). Auf nicht jede Frage gab es die entspreche­nde Antwort, mit der sich so mancher Besucher auch einverstan­den zeigte.

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Foto: Peter Wieser Beim Politische­n Frühschopp­en standen Politiker rund 100 Besuchern Frage und Antwort.

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