Illertisser Zeitung

Wie „Doktor Rederer“Vereine verarztet

Der Kandidat der Grünen macht auf seiner Erste-Hilfe-Tour zum Datenschut­z Halt in Vöhringen

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Was haben sich die Politiker in Brüssel da bloß wieder ausgedacht? Das fragen sich viele Bürger angesichts der europäisch­en Datenschut­z-Grundveror­dnung (DSGVO), die im Mai dieses Jahres in Kraft getreten ist. Vor allem Vereine und kleinere Betriebe empfinden das Regelwerk als bürokratis­ches Monstrum, das sie verunsiche­rt und ihnen Kopfzerbre­chen bereitet. Schließlic­h drohen bei Verstößen Geldbußen in Höhe von bis zu vier Prozent des Jahresumsa­tzes. Klaus Rederer, der Direktkand­idat der Grünen bei der Landtagswa­hl im Stimmkreis Neu-Ulm, will den Leuten ihre Ängste nehmen und ist deshalb als „Doktor Rederer“auf Erste-Hilfe-Tour in Schwaben unterwegs. Jetzt machte der 53-jährige Datenschut­zexperte im Bräuhaus Lepple in Vöhringen halt.

Zusammen mit Christina Haubrich aus Merching (Kreis AichachFri­edberg) kam er dort mit Bürgern ins Gespräch und gab Tipps zum Umgang mit der gefürchtet­en Verordnung. Unternehme­r und Vertreter von Vereinen, die mit personenbe­zogenen Daten nicht Schindlude­r trieben, hätten nichts zu befürchten: „Alles, was Sie bisher machen, ist rechtlich abgesicher­t“, sagte Rederer. Das garantiere Artikel 6 („Rechtsgrun­dlage“) der Verordnung. Was Vereine und Betriebe auf jeden Fall bräuchten, sei eine Datenschut­zerklärung. Orientiere­n könne man sich dabei an den Formulieru­ngen, die der Berufsverb­and der Datenschut­zbeauftrag­ten Deutschlan­ds auf seiner Homepage verwendet. Außerdem müsse dokumentie­rt werden, wie personenbe­zogene Daten – also Namen, Adressen, Telefonnum­mern – verarbeite­t werden. Auch dazu gibt es Muster- und Standardfo­rmulare im Internet zum Herunterla­den. Das bayerische Landesamt für Datenschut­zaufsicht hat ein Sofortmaßn­ahmen-Paket für Unternehme­n und Vereine herausgege­ben. „Die ganze Geschichte ist tatsächlic­h halb so wild“, versichert­e Rederer. „Nur wenn man Daten verkauft oder weitergibt, braucht man eine Einwilligu­ngserkläru­ng.“Statistisc­he Auswertung­en, zum Beispiel nach Geschlecht und Alter, seien für Vereine weiterhin problemlos möglich, solange niemand identifizi­erbar sei.

Rederer verteidigt­e die Verordnung, die zwar von den Grünen vorangetri­eben, aber von einer breiten Mehrheit im Europäisch­en Parlament beschlosse­n worden sei. Diese diene dem Schutz der persönlich­en Daten jedes einzelnen Bürgers. Großkonzer­ne wie Google oder Facebook könnten damit nun nicht mehr machen, was sie wollen – die Daten beispielsw­eise an andere Unternehme­n verkaufen oder an die NSA weitergebe­n. Es gelte nun ein einheitlic­hes, europäisch­es Recht.

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Foto: Horst Hörger Landtagska­ndidat Klaus Rederer und Christina Haubrich von den Grünen sprachen im Bräuhaus Lepple in Vöhringen über das Thema Datenschut­z.

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