Volkshochschule setzt auf Pasta statt Politik
Heute verteilt die Einrichtung ihr neues Programm im Landkreis. Es zeigt die Vorlieben unserer Gesellschaft
Für Fitness und Gesundheit interessieren sich die Menschen in der Region stark, politische Themen lassen sie eher links liegen: Das zeigt sich an den gebuchten Kursen bei der Volkshochschule (VHS) im Landkreis Neu-Ulm. „Wir sind schon ein Gradmesser dafür, wie die Gesellschaft tickt“, sagt Geschäftsführer Dieter Rösch. Die Interessen sind breit gestreut: „Wir bekommen ausgefallene Wünsche zu hören“, sagt Rösch und denkt an die Frage nach einem Englischkurs für Kinder. Alles lasse sich zwar nicht umsetzen – man versuche aber, möglichst viel anzubieten. Rund 690 Veranstaltungen sind es im anstehenden Herbst-Winter-Semester.
Es steht unter dem Titel „Die tägliche Dosis Wissen“, das Programmheft wird heute mit der
und der im Landkreis verteilt. Die Herausgeber hoffen, dass möglichst viele Bürger die Kurse, Workshops, Vorträge und Führungen buchen. Sie setzen auch auf „die Klassiker“der VHS, wie Rösch sagt: Sprachen, Gesundheitskurse und Kultur. „Die laufen immer gut.“Man könne hier auf viele Stammkunden setzen. Anders als bei Themen aus Politik und Gesellschaft: „Da ist das Interesse ziemlich zurückgegangen“, so Rösch.
Die Auftaktveranstaltung stammt trotzdem aus diesem Bereich – aus aktuellem Anlass: der 50. Jahrestag der 1968er Bewegung. Dabei diskutieren zwei Zeitzeugen: Walter Roller, der ehemalige Chefredakteur der und Jaroslava Seidlmayer, die den Prager Frühling hautnah miterlebt hat. Der Abend steht unter dem Titel „68 wird 50“und findet am Donnerstag, 18. Oktober, in der Illertisser Schranne statt. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Hoch im Kurs stehen die Bildungsfahrten der VHS: „Da sind wir im Landkreis Marktführer“, freut sich Rösch. Die Volkshochschule könne hier auf überaus qualifiziertes Personal zurückgreifen, darunter Kunsthistoriker, Biologen und ein Archäologe. 40 Fahrten würden angeboten – eine sehr hohe Zahl. „Außerhalb der Ferien ist fast jede Woche eine.“Dazu kommen 15 Betriebsführungen.
Viele Menschen wollen Kochkurse machen, wohl auch dank der vielen Kochshows im Fernsehen. Beliebt seien französische, italienische und asiatische Küche, aber auch die schnelle: „Zeitdruck ist ein großes Thema“, sagt Rösch. Neu dabei ist im Herbst-Winter-Semester ein „Schokoladen-Tasting“. Und ein Kurs für Jugendliche.
Aufgrund der Deutschkurse für Flüchtlinge ist die Zahl der VHSStunden zuletzt erheblich gestiegen: von 8600 im Jahr 2015 auf je 14000 in den beiden zurückliegenden Jahren. Auch wenn inzwischen weniger Flüchtlinge nach Deutschland kämen, die Kurse würden noch einige Jahre so weiter laufen, glaubt Rösch.
Stärker anbieten würde er gerne Schwimmkurse für Kinder, aber es gebe nur noch wenige Kapazitäten in den Bädern. Einzige Ausnahme: Elchingen. „Das wäre wichtig“, sagt Rösch. „Mir graut immer, wenn ich lese, wie viele Menschen inzwischen ertrinken.“
Das Programm gibt es on line unter vhs neu ulm.de. Es liegt in Rathäusern, Büchereien und Banken aus.