Weiherweg: Anwohner schlagen Alarm
Es gibt Überlegungen, eine Wiese nahe des Bachs als Baugebiet auszuweisen. Babenhauser mit lebhaften Erinnerungen an überflutete Keller und Straßen melden sich zu Wort
Braune Brühe steht im Garten, Wasser dringt in den Keller, Sandsäcke säumen die Grundstücke: Wer am Weiherweg in Babenhausen wohnt, dem ist dieses Szenario nicht unbekannt. Nun gibt es Überlegungen vonseiten der Marktgemeinde, ein Baugebiet an einer nahegelegenen Wiese auszuweisen – und die Anlieger schlagen Alarm. Bei der jüngsten Marktratssitzung blieb in den Zuhörerreihen kaum ein Stuhl frei. Unter dem Punkt „Sonstiges“ergriff Dritter Bürgermeister Christian Pfeifer (CSU), der ebenfalls am Weiherweg wohnt, das Wort – und überreichte eine Unterschriftenliste an den Bürgermeister.
Unlängst wird in Babenhausen darüber nachgedacht, die Fläche zwischen Weiherweg und Reitstall, also nahe einem Bach und Weiher, als Bauland zu nutzen. Außerdem ist es seit Jahren geplant, zwischen der B300 und der Bahnhofstraße eine Umgehungsstraße zu bauen, auch „Spange“genannt. Beide Pläne sind aktuell nicht konkret – aber werden dennoch rege diskutiert.
Anwohner haben gegenüber diesen beiden Vorhaben Bedenken. Ein Grund sind Überflutungen, die ihnen in lebhafter Erinnerung geblieben sind. „Seit 1999 hat es 15 Hochwasser gegeben, zum Teil mit starken Überschwemmungen“, sagte Pfeifer in der Sitzung und zeigte Fotos, um die Ausmaße zu verdeutlichen. „Wir reden da nicht von ein bisschen Wasser. Das ist schon massiv. Und es ist sehr unangenehm, wenn Wasser ins Haus dringt.“
Die Wiese, auf der eventuell einmal gebaut werden soll, dient bislang als Retentionsfläche. Darunter sind Flächen nahe einem Fließgewässer zu verstehen, die meist etwas tiefer liegen und daher bei hohen Pegelständen – teils gezielt – überflutet werden. „Bei einer Bebauung ist, wie in allen neuen Baugebieten, von einem höheren Geländeniveau auszugehen. Der Rückhalteeffekt ist somit nicht mehr gegeben“, ist in dem Brief der Anwohner zu lesen. „Wir befürchten eine unzumutbare Beeinflussung unserer Grundstücke und Gefahr für die Bewohner durch das beabsichtigte Vorhaben.“Und auch ansässige Firmen teilen die Bedenken, wie Pfeifer ergänzte. Sein Appell an das Gremium: „Wir müssen da ganz behutsam vorgehen.“
Bürgermeister Otto Göppel verwies darauf, dass die zuständigen Fachbehörden nun zunächst Prüfungen vornehmen und ihre Beurteilungen abgeben müssten, ob die Fläche überhaupt für eine Bebauung infrage käme. „Das Wasserwirt- schaftsamt hat noch keine Aussage gemacht“, teilte er mit. Und weiter: „Man kann heute noch nicht sagen, ob es jemals genehmigungsfähig wird.“Die Zweifel der Anlieger seien bekannt – zumal es in diesem Sommer bereits ein Treffen im Rathaus gegeben habe. Ob man die Bedenken ausräumen kann, etwa indem an anderer Stelle Retentionsflächen geschaffen werden, stehe noch in den Sternen. „Es gibt ja kein Interesse, ein Baugebiet aus dem Boden zu stampfen, wenn andere Schaden haben“, sagte Göppel.
Barbara Kreuzpointner (Liste engagierter Bürger) berichtete, dass auch ein Blick in die Historie die Hochwasser-Probleme in diesem Gebiet bestätigt. „Ich habe ein Bild, auf dem bei der ehemaligen Post Kanu gefahren wird“, sagt sie.
Zweiter Bürgermeister Dieter Miller (Freie Wähler) merkte an: „Das Problem ist ja bereits da – auch ohne ein Baugebiet.“Deshalb müsse sich die Gemeinde ohnehin überlegen, wie sie Abhilfe schaffen kann. Wie Pfeifer auf Nachfrage unserer Redaktion erzählt, seien in der Vergangenheit von Zeit zu Zeit Maßnahmen zur Entschärfung der Situation am Gewässer vorgenommen worden, etwa indem der Bachlauf ausgebaggert wurde. Dies sei wegen örtlicher Gegebenheiten aber nicht ganz einfach.
Doch nicht nur die Erinnerungen an Hochwasser und Überschwemmungen treiben die Bürger am Weiherweg um. Auch die Verkehrssituation ist ihrer Erfahrung nach gefährlich – etwa wegen Engstellen und des Verkehrsaufkommens. Die Belastung dürfe aus Sicht der Anwohner durch die angedachten Vorhaben nicht steigen. Dasselbe gelte für Lärm, den die angedachte „Spange“mit sich bringen könnte. „Sollte eine Umgehungsstraße realisiert werden, ist für ausreichenden Lärmschutz zu sorgen“, lautet daher eine Forderung.
Weitere Argumente äußern die Bürger mit Blick auf den Naturschutz. An der Westseite des Weiherwegs befände sich eine Ahornallee mit zahlreichen schützenswerten Bäumen. Auch die Fauna am ehemaligen Bahndamm sei zu beachten. Außerdem verläuft der Rad- und Wanderweg Iller-Roth-Günz in diesem Teil Babenhausens, der als „Jakobus-Pilgerweg“beworben wird und mit der bekannten „Jakobsmuschel“ausgeschildert ist.
Pfeifer bat den Bürgermeister, den Brief der Anwohner und die Bilder an das Wasserwirtschaftsamt weiterzuleiten. Persönliche Erfahrungen könnten für die weitere Vorgehensweise hilfreich sein.