Eine Mauer gegen die Migranten
Hatte es mit der Klimaverschiebung zu tun? Mit dem Anstieg der Meere und der Verödung weiter Landstriche entlang der bisher so reichen Seidenstraße? Jedenfalls geriet die Welt in Unordnung. Große Reiche wie Persien und China verarmten. Nomaden der nördlichen Steppen drangen immer kühner in die Großreiche ein. Die Perser bauten eine Mauer gegen die Eindringlinge. Die Römer machten mit, obwohl sie sich lange mit den Persern herumgeschlagen hatten. Aber die persische Mauer, so dachten sie, würde auch ihr Reich schützen. Es erwies sich als vergebliche Liebesmühe.
Die schwierigsten Nachbarn unter den Nomadenvölkern waren die Hunnen. Sie drangen nicht nur in südliche Richtung gegen die Perser vor, sondern viel energischer noch nach Westen. Sie stießen auf ostgermanische Goten-Stämme, die nun ihrerseits nach Westen auswichen. Dort aber kamen sie an die Grenzen des oströmischen Reichs, das zu dieser Zeit von Kaiser Flavius Valens regiert wurde. Und der wollte nach etlichen Verhandlungen das Goten-Problem ein für alle Mal lösen. Also Krieg. Im Jahr 378 kam es zu einer Schlacht, die ebenso folgenschwer war wie dreieinhalb Jahrhunderte zuvor der Kampf des römischen Feldherren Varus gegen den Etruskerfürsten Hermann.
Der Führer eines gotischen Dreier-Verbandes gegen Roms Valens hieß Athanarich. Der überraschte die Römer nicht wie Hermann als Partisanenkämpfer in dunklen Wäldern, sondern durch die schiere Wucht seiner Truppen. Valens glaubte die Goten hoffnungslos in Unterzahl; ein schwerer Irrtum. Auf beiden Seiten kämpften um die 25000 Mann.