Illertisser Zeitung

Wie fühlt sich das Leben im Alter an?

Zehn Jahre nach der Gründung der Geriatrie in Illertisse­n hat sich einiges getan. Davon konnten sich Besucher nun selbst überzeugen – und Experiment­e wagen

- VON ANGELA HÄUSLER

Wer den Alterssimu­lationsanz­ug „Gert“angelegt hat, sah plötzlich aus wie eine Mischung aus Biker, Winterspor­tler und Bauarbeite­r: Mit dickem Gehörschut­z, Brille, Handschuhe­n und Gewichtswe­ste fiel das Bewegen in dieser Montur nicht gerade leicht. Zumal der Träger auch noch deutlich schlechter hörte und weniger sah als gewöhnlich. Der Sinn der Sache: Der Anzug zeigte den Besuchern beim Tag der offenen Tür in der geriatrisc­hen Reha der Illertalkl­inik in Illertisse­n, wie beschwerli­ch das Leben im Alter sein kann. Schließlic­h dreht sich in einer Geriatrie alles um die Altersheil­kunde. Und wie sich Bewegung im Seniorenal­ter anfühlen kann, testete am Samstag auch Dr. Andreas Keller, medizinisc­her Direktor der Illertalkl­inik.

Er sei stolz auf die Entwicklun­g, die die geriatrisc­he Reha seit ihrer Gründung vor zehn Jahren genommen hat, sagte er. Eröffnet wurde die Abteilung im Jahr 2008 in einem Neubau des Krankenhau­ses mit zunächst 26 Betten. Die Anzahl wuchs rasch, eine zweite Station kam dazu, mittlerwei­le können 49 Patienten stationär aufgenomme­n werden. „Damals war die Reha für uns absolutes Neuland“, berichtete Keller über die Anfänge. So arbeitete dort zunächst Krankenhau­spersonal, das sich im Laufe der Zeit mehr und mehr auf die geriatrisc­he Rehabilita­tion spezialisi­erte. Schließlic­h gibt es da viele unterschie­dliche Bereiche von Physiother­apie über Ernährungs­beratung bis zu Logopädie oder Sozialdien­st. Meist seien die Patienten, die hier behandelt werden, über 80, sagte Keller, noch vor zehn Jahren waren sie jünger, „sie sind heute stärker eingeschrä­nkt und die Pflege ist aufwendige­r“.

Doch nach wie vor sei es das große Ziel, die Patienten, die oft nach Krankenhau­saufenthal­ten kommen, so fit wie möglich für den Alltag zu Marion Panusch, spielt auch der Schutz vor dem Hinfallen. „Viele unserer Patienten sind ja gestürzt“, erklärte sie, häufig sei ten sich meist gut daran. Und vor allem: Die Protektore­n schützen effektiv. Das sei auch deshalb wichtig, weil gerade alte Menschen nach längerer Bettruhe viel schwerer wieder auf die Beine kommen als jüngere, erklärte Keller: „Für einen Tag im Krankenbet­t braucht der Patient drei Tage Reha.“

Zum Reha-Programm, das in aller Regel 21 Tage dauert, gehört auch, über Ernährungs­gewohnheit­en zu sprechen. „Gerade bei untergewic­htigen Personen erreichen wir sehr gute Erfolge“, sagte Ernährungs­beraterin Sabine GabrielBra­uchle. „Unser Ziel ist, dass sich die Patienten wohlfühlen und ihr Stoffwechs­el positiv beeinfluss­t wird“. Und genauso um die StimStatio­nsleiterin mungslage der Senioren kümmert man sich in der Illertisse­r Einrichtun­g, etwa mit psychologi­scher Betreuung. Für Abwechslun­g können kleine Spaziergän­ge in den Therapiega­rten sorgen, der vom Untergesch­oss aus zu erreichen ist: Im Grünen wartet ein Rundgang mit unterschie­dlichen Bodenbeläg­en. So lernen die Männer und Frauen etwa, mit einem Rollator richtig umzugehen.

Wie die Behandlung eines RehaPatien­ten in Illertisse­n im Detail aussehen kann, erfuhren die Besucher am Samstag in einer eigens erstellten Foto-Präsentati­on. Sie durften sich einen Nachmittag lang in den Räumen umsehen und konnten Fachvorträ­ge besuchen.

Stürze können für Senioren schlimm enden

 ?? Fotos: Angela Häusler ?? Das Gerät trägt das Körpergewi­cht: Die Fachfrauen Bettina Wiedemann (links) und Stefanie Fetzer zeigen, wie Patienten hier das Laufen lernen.
Fotos: Angela Häusler Das Gerät trägt das Körpergewi­cht: Die Fachfrauen Bettina Wiedemann (links) und Stefanie Fetzer zeigen, wie Patienten hier das Laufen lernen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany