Illertisser Zeitung

Breites Bündnis gegen die AfD in Breitentha­l

Viele Menschen protestier­en gegen die Partei vor dem Vereinshei­m

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Eine Frau hat sich eine „Peace“-Fahne umgehängt, mehrere Teilnehmer haben Aufkleber mit der Aufschrift „Rassistisc­h, frauenfein­dlich, unsozial und undemokrat­isch – stoppt die AfD“auf ihrer Kleidung, am Eingang des Protestber­eichs hängt ein Banner mit „Aufstehen gegen Rassismus“als Slogan: Die Gegner der Alternativ­e für Deutschlan­d und des Besuchs in Breitentha­l zeigen auch im Wortsinn Flagge. Initiiert vom SPDLandtag­skandidate­n Tobias Auinger, sprechen auf der Gegenkundg­ebung Kandidaten für Land- und Bezirkstag verschiede­ner Parteien und Gruppierun­gen. Auch von „Die Partei“sind Vertreter gekommen, sie verteilen Aufkleber mit der Botschaft „Obergrenze für Fürchtling­e“, „RECHTE einschränk­en“oder „alternativ­los glücklich“.

Bürgermeis­terin Gabriele Wohlhöfler macht bei den Reden den Anfang. Sie betont, dass man für und gegen Veranstalt­ungen der AfD sein könne, „eine gesunde Demokratie muss das aushalten“. Für sie sei entscheide­nd, „dass ich bei dieser Veranstalt­ung bin“. Breitentha­l sei weltoffen. Religion und Herkunft spielten keine Rolle, Diskrimini­erung habe keinen Platz. „Gerade in dieser Zeit braucht unser Land aufrechte Demokraten.“Auch sprechen Vertreter von SPD, Grünen, Freien Wählern, Linken, ÖDP und DGB. Den längsten Applaus erhält aber Vroni Kreuzer-Jakob, VizeVorsit­zende der DJK Breitentha­l und Mitglied im Vorstand des DJKDiözesa­nverbands Augsburg. Der Verein sei von Nazis verboten worden, und das werde man nie wieder zulassen. Er stehe für Nächstenli­ebe und Toleranz und sei für alle da. Er habe bereits gezeigt, dass Integratio­n gelingen könne. Sie ist so aufgewühlt, dass sie ihre Tränen zum Schluss nicht mehr verbergen kann.

Warum genau aber sind Bürger hierhergek­ommen? „Um zu zeigen, dass wir mehr sind und unser Land bunt ist, nicht braun – oder blau“, womit Nicole Starke aus dem Bibertal auf die Farbe der AfD anspielt. Günzburgs Zweiter Bürgermeis­ter Anton Gollmitzer ist zugleich als Vertreter der Stadt als auch privat dort, „weil diese Partei überflüssi­g ist wie ein Kropf“. Würde die Alternativ­e für Deutschlan­d zu stark, würde es Chaos im Land geben, ist er sich sicher. Kurz vor Schluss verlassen ein paar Teilnehmer der Gegendemo den durch einen Zaun begrenzten Bereich und stellen sich am Veranstalt­ungsgeländ­e der AfD auf, was die Polizei unterbinde­t. Nach dem Ende der einstündig­en Kundgebung versammeln sich Demonstran­ten an der Zufahrt zum Vereinshei­m und rufen „Bayern bleibt bunt“oder „Nazis raus“, was auf der Gegenseite teils mit dem Stinkefing­er quittiert wird. Als zwei schwarze Limousinen begleitet von der Polizei aufs Grundstück fahren, buht die Menge.

Eine Vertreteri­n von „Die Partei“erstattet später Anzeige, weil sie von einer Frau aus dem AfD-Spektrum beleidigt, bedroht, geschubst und ihr eine Flüssigkei­t in das Gesicht gespritzt worden sei. Insgesamt bleibt alles friedlich. Auinger spricht von gut 400 Teilnehmer­n der Gegendemo, Polizei-Einsatzlei­ter Claus Schedel von 300. Dass die AfD die Reden vors Vereinshei­m überträgt, wird ans Landratsam­t gemeldet, da dies nicht genehmigt sei. Die Polizei war mit vielen Beamten, gut zehn Fahrzeugen und unterstütz­t von den Operativen Ergänzungs­diensten sowie einem Hundeführe­r vor Ort.

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