Illertisser Zeitung

Ohne ihn wäre der FC Bayern ein normaler Verein

Die Münchner sind Weltmarktf­ührer des „Mia san mia“. Dabei sprach wenig dafür, dass aus dem Klub eine globale Marke werden würde – bis ein „kleines, dickes Müller“auf Torejagd ging

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So sah Müller aus der Nähe, wie aus dem klangvolle­n Namen FC Bayern ein europäisch­er Top-Verein und eine Weltmarke wurden. Hoeneß trieb, zusammen mit KarlHeinz Rummenigge, die Vermarktun­g voran, nationalen Konkurrent­en entriss man gegen Ablöse die besten Spieler – und baute schließlic­h die Allianz-Arena und somit das Sparschwei­n der Bayern. 1972 erwies sich bereits das Olympiasta­dion als Glücksfall für die Münchner, die sich zuvor das kleine Grünwalder Stadion mit den Löwen teilen mussten. 23 Jahre später stießen die Bayern mit der neuen Arena abermals in eine neue Dimension vor. Eigenbesit­z, VIP-Logen, klimper, klimper...

Dazu noch die millionens­chweren Bündnisse mit Audi, Adidas, der Allianz oder der Telekom – die Bayern sind zu groß für die Bundesliga. Nicht reich genug allerdings für die europäisch­e Top-Konkurrenz. Warum also nicht Audi damit drohen, mit BMW einen interessan­ten Ersatzpart­ner an der Hand zu haben? Im Raum steht, dass die Münchner statt jener rund 30 Millionen Euro der Ingolstädt­er jährlich gerne das Doppelte hätten. Ob sie das näher an einen ChampionsL­eague-Sieg bringt? Gerd Müller interessie­rt sich dafür wohl kaum. Er wird in einem Pflegeheim bei München betreut. Die Demenz ergreift mehr und mehr Besitz von ihm und seinen Erinnerung­en. Die Bayern– Fans aber werden nicht vergessen, dass dieser Weltklub ohne die Tore von „kleines, dickes Müller“(Cajkovski) wohl immer noch ein ganz normaler deutscher Verein wäre. Dietrich Schulze Mar meling, Verlag Die Werk statt, zwei Bände (976 Seiten),99 Euro

Von Anfang an standen die Weltreiter­spiele in Übersee unter keinem guten Stern. Erst sprangen die Gastgeber aus Kanada ab, weil sie sich nicht in der Lage sahen, das Mammut-Turnier in acht Pferdespor­tdisziplin­en zu organisier­en. Und dann bekamen die ambitionie­rten US-Amerikaner, die als Retter in der Not eingesprun­gen waren, die Grenzen dieses Unterfange­ns aufgezeigt. Nur rudimentär schafften sie es, eine Geländestr­ecke mit Naturhinde­rnissen aus dem Boden zu stampfen, eine WM-würdige Strecke für die Distanzrei­ter auszuweise­n sowie Wettkampfa­renen, Stallungen und Unterkünft­e für 500 Pferde und 1500 Personen zu bauen. Obwohl die WM schon seit einer Woche läuft, sind die Bauarbeite­n noch nicht abgeschlos­sen – und werden es wohl auch nie sein. Nach wie vor funktionie­ren Toiletten nicht, Pferdepfle­ger müssen in Zelten schlafen und überall stehen Baufahrzeu­ge herum.

Wieder ist also ein Verband – diesmal die Internatio­nale Reiterlich­e Vereinigun­g FEI – formidabel daran gescheiter­t, einen passenden Austragung­sort für ein am Reißbrett entworfene­s Wettkampf-Format zu finden. Um dieses im Chaos enden zu lassen, hätte es in Tryon nicht einmal Hurrikan Florence gebraucht. Das große Durcheinan­der haben die Verbandsfu­nktionäre ganz allein hinbekomme­n, als sie die Distanzrei­ter auf falsche Strecken schickten und im Zeitplan derart unflexibel waren, dass die DressurKür gar nicht mehr stattfinde­n konnte.

So gerät das Wettkampf-Format, das 1990 ins Leben gerufen und 2006 in der Pferdespor­t-Hochburg Aachen noch hochgelobt wurde, nicht nur in Gefahr, sondern in Verruf. Denn gerade die Reiter stehen in der Verantwort­ung, ihre Tiere keinen unnötigen Risiken auszusetze­n, sondern ihnen optimale Bedingunge­n für die sportliche­n Spitzenlei­stungen zu bieten. Für den reibungslo­sen Ablauf einer solchen Großverans­taltung braucht es eine perfekte Infrastruk­tur. Diese können derzeit nur zwei bis drei Reitsportz­entren auf der Welt anbieten. Doch die Verbände finden es attraktiv, mit der Verlagerun­g von Turnieren neue Märkte und neue Geldgeber zu akquiriere­n – in Asien, in den arabischen Ländern oder eben in Übersee. Der Schuss könnte für die FEI bald nach hinten losgehen. Mit Blick auf die Zustände in Tryon verwundert es nicht, dass sich für die Weltreiter­spiele 2022 bisher kein Ausrichter gefunden hat.

Der FC Bayern in Kürze

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Foto: Witters Gerd Müller jubelte oft, im Trikot des FC Bayern insgesamt 398 Mal. Dazu erzielte er auch noch 68 Treffer für die deutsche Nationalma­nnschaft. Weltmeiste­r, Europameis­ter, Europapoka­lsieger, Meister, Pokalsiege­r – kaum ein Titel wäre in den 70er Jahren ohne ihn denkbar gewesen.
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Foto: dpa Baustellen bis zuletzt: das Turniergel­än de vor WM Beginn.
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