Illertisser Zeitung

Bahn frei für Silphie

Im gesamten Landkreis Neu-Ulm werden zur Zeit Setzlinge des gelb-grünen Gewächses gepflanzt, so auch in Illertisse­n. Imker möchten damit ein Zeichen setzen

- VON FELICITAS MACKETANZ (wir berichtete­n).

Langsam zieht der alte Traktor seine Bahnen über das Feld am Auer Waldrand. Reihe für Reihe in Schrittges­chwindigke­it. Diese ist auch notwendig. Denn hinter dem Fahrzeug sitzen auf einer speziellen Maschine vier Männer. Ihre Aufgabe: Die „Durchwachs­ene Silphie“in den Boden einarbeite­n – und zwar in akribische­r Handarbeit, Pflanze für Pflanze, eine nach der anderen.

„Hier werden drei Pflanzen pro Quadratmet­er eingesetzt“, sagt der Vorsitzend­e der Imker im Landkreis Neu-Ulm, Walter Burger, bei der Aktion am Waldrand. Die 2000 Quadratmet­er große Fläche hat die Stadt Illertisse­n den Imkern und Naturschüt­zern überlassen. Diese teilen sich das Feld: Auf der einen Seite sollen sich die Silphie-Pflanzen ausbreiten, auf der anderen Wildblumen.

„Der Vorteil dieser Pflanze ist, dass man sie nur noch ernten muss“, sagt der Imker. Mais beispielsw­eise müsse jedes Jahr aufs Neue gesät die Silphie sei hingegen extrem pflegeleic­ht. Und noch etwas: „Die Silphie blüht sehr lange“, erklärt der Fachmann, der die Pflanzakti­on im Landkreis unter dem Titel „Blühende Energie“ins Leben gerufen hat

Damit bietet das Gewächs vor allem Bienen eine sichere Nahrungsqu­elle zwischen Juni und September – und kann deren Leben retten. Denn als Alternativ­e bliebe den Insekten meist nur noch Mais. „Und wenn sie nichts anderes finden“, so Burger, „dann nehmen sie Maispollen auf.“Füttern die Bienen ihren Nachwuchs nur mit den Mais- pollen, weil sie sonst keine andere Nahrung finden, komme es bei den Insekten zur Mangelernä­hrung, die Tiere seien weniger resistent gegen Krankheite­n – letztlich sterben sie früh. „Das ist, vereinfach­t gesagt so, als ob wir jeden Tag nur Fast Food essen würden“, erklärt Burger, der momentan selbst acht Bienenvölk­er besitzt. Es fehle an Alternativ­en für die Bienen. Deswegen versucht Burger, der seit 35 Jahren als Imker tätig ist, zusammen mit seinen Kollegen auf die Energiepfl­anze aufmerksam zu machen.

Im Rahmen des Programms „Blühende Energie“wurden bereits auf drei Flächen im Landkreis NeuUlm Silphie-Setzlinge eingepflan­zt, unter anderem in Pfaffenhof­en. Am Illertisse­r Bienenweg werden die gelb-grünen Gewächse in Zukunft ebenfalls zu sehen sein. Das sei jedoch vor allem eine Initiative von der Stadt gewesen, sagt Burger.

Die Pflanze habe – neben der Funktion als „Bienenlebe­nsretter“– einen weiteren Vorteil: Sie kann sehr alt werden. Im besten Fall kann die Energiepfl­anze über einen Zeitraum von 30 Jahren immer wieder geerntet werden. Das wiederum bedeutet: weniger Arbeit, weniger Zeitaufwan­d und insgesamt natürlich weniger Kosten. Der älteste Bewerden, stand des Gewächses, das in Deutschlan­d nach wie vor geerntet werde, ist Burger zufolge 34 Jahre alt. Im Osten des Landes sei die Silphie schon seit Langem ein Renner. Erst vor Kurzem seien auch die Menschen in der Region auf die Idee gekommen, die Pflanze – etwa als Mais-Alternativ­e – vermehrt zu nutzen. Ein weiterer Vorzug, den die Silphie gegenüber dem Mais mit sich bringt, sind ihre Ausmaße. Sie schützt laut Burger durch ihre breite Blattmasse den Boden. Und sie ist eine Energiepfl­anze. Das heißt, sie kann genau wie Mais auch für Biogasanla­gen verwendet werden. Als Futterpfla­nze sei sie hingegen nicht geeignet, sagt Burger.

Dabei wirkt die Silphie auf den ersten Blick recht unscheinba­r: Ihre kleinen gelben Blüten ähneln den großen einer Sonnenblum­e, ihre Blätter sind breit und grün. Einzig ihre Höhe und die starken Wurzeln lassen auf ihre „Energie“schließen. Denn immerhin kann eine Silphie bis zu drei Meter hoch wachsen, die Wurzeln bilden sich extrem rasch.

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Fotos: Felicitas Macketanz Mit diesem Traktor und per Handarbeit wurden die Silphie Setzlinge in den Boden eines Feldes bei Au gepflanzt. Das Gewächs soll unter anderem Bienen als Nahrungsqu­elle dienen.
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Walter Burger

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