Illertisser Zeitung

Realschule setzt Zeichen für Religionsf­reiheit

Erstmals fand ein muslimisch­er Gottesdien­st statt. Zuvor gab es einen Vorfall

- VON SABRINA SCHATZ berichtete­n). (wir

Es soll ein Zeichen sein, dass an der Babenhause­r Realschule kein Platz für Diskrimini­erung und Ausgrenzun­g ist: Zum ersten Mal hat die Bildungsei­nrichtung einen muslimisch­en Gottesdien­st zum Schuljahre­sanfang angeboten. Der Imam der Mevlana-Moschee in Babenhause­n hat diesen gehalten, ein Deutschleh­rer übersetzte aus dem Türkischen. Und auch der Leiter der Anton-Fugger-Realschule, Martin Rister, ergriff sowohl bei dem muslimisch­en als auch beim ökumenisch­en Gottesdien­st das Wort – aus gutem Grund.

Denn in den Tagen zuvor wurden Aufkleber einer rechtsextr­emen Gruppierun­g, die der Verfassung­sschutz seit längerer Zeit beobachtet, auf dem Schulgelän­de entdeckt. Die Aufschrift der Aufkleber könne als Aufruf zur Gewalt verstanden werden, so Rister. Vor einem Jahr hatte die Bewegung ein Plakat bei der Illertisse­r Gartenlust aufgehängt, woraufhin die Polizei ermittelte

Die Aufkleber auf dem Schulgelän­de seien nicht der Grund für die Veranstalt­ung eines muslimisch­en Anfangsgot­tesdiensts gewesen, sagt der Direktor. Diese Idee verfolgten die Verantwort­lichen in der Schule bereits seit längerer Zeit. Jedoch habe er die Aktion als Anlass gesehen, zum Schuljahre­sbeginn eine Ansprache vor den Schülern und Lehrern zu halten.

Rister bezog sich dabei auf die Präambel des Deutschen Grundgeset­zes. Darin ist von der „Verantwort­ung vor Gott und den Menschen“die Rede sowie vom Willen, als „gleichbere­chtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“. Außerdem zitierte der Schulleite­r Artikel Eins des Grundgeset­zes, welcher lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastba­r. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflicht­ung aller staatliche­n Gewalt“.

Mehr als 20 Schüler muslimisch­en Glaubens besuchen Rister zufolge die Babenhause­r Realschule. „Da kann es nicht sein, dass Ausgrenzun­g ein Thema ist. Radikalisi­erung hat auf dem Pausenhof und auch sonst nirgendwo etwas zu suchen“, sagt der Schulleite­r. Jedem solle bewusst sein, dass Kinder und Jugendlich­e unterschie­dlicher Religionen und Glaubensri­chtungen zur Schulfamil­ie gehören. Daher wolle die Bildungsei­nrichtung auch eine Offenheit gegenüber jeder Überzeugun­g demonstrie­ren, die nicht extrem geprägt ist. Rister betont: „Die Religionsf­reiheit ist ein hohes Gut“. In Zukunft sei es ein Ziel, auch interrelig­iöse Veranstalt­ungen zu organisier­en. Zudem wolle die Einrichtun­g Werte bewahren und vermitteln.

Dass diese Themen den Verantwort­lichen der Realschule wichtig sind, zeigen auch die mittlerwei­le sechs Austauschr­eisen mit Schülern und Lehrern aus Israel. Im Januar etwa besuchte eine Gruppe aus dem Nahen Osten das Unterallgä­u. Ein weiterer Besuch sei noch in diesem Herbst geplant, wie Rister ankündigt. Daran solle auch der Bischof von Galiläa teilnehmen. Vorgesehen sei daher ein Gottesdien­st in einer großen Kirche in der Region. Wo genau, sei jedoch noch nicht spruchreif.

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Archivbild: Sabrina Schatz Fahrbahnte­iler oder nicht? Das stand zur Debatte.
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Archivbild: Zita Schmid Das Bild zeigt das Anwesen Ilg in Ket tershausen.

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