Tochter vermisst
Margot hält online ständig Kontakt zum Vater – bis sie eines Tages verschwindet
In Anbetracht der Tatsache, dass die Menschen immer mehr Lebenszeit vor dem Computer verbringen, ist die Idee, einen Kinofilm komplett im Display-Modus zu erzählen, ein zeitgemäßes Vorhaben. Der Thriller „Searching“wird fast ausschließlich auf einer Windows-Oberfläche inszeniert und das ist eine überaus spannende Angelegenheit.
Im Vorspann klickt sich der Cursor durch Bild- und Videoordner und vor uns entfaltet sich im gerafften Erzählmodus die Geschichte einer jungen koreanisch-amerikanischen Familie, die sich von der Geburt der geliebten Tochter Margot bis zur tödlichen Krebserkrankung der Mutter spannt. Mittlerweile ist Margot (Michelle La) sechzehn und scheint mit ihrem alleinerziehenden Vater David (John Cho) in Harmonie zu leben. Über „facetime“stehen die beiden im Alltag in Kontakt, aber dann kehrt Margot eines Nachts nicht vom Treffen bei einer Schulfreundin zurück. David setzt alle kommunikativen Hebel in Bewegung, um seine Tochter zu finden, und meldet sie schließlich bei der Polizei als vermisst. Detective Vick (Debra Messing) übernimmt die Ermittlungen und überzeugt David davon, sich in Margots Computer einzuloggen. Je tiefer sich der Vater durch Facebook-Accounts, E-MailPostfächer und abgespeicherte Selfie-Videos klickt, desto klarer wird ihm, wie wenig er von Margot weiß.
Im Grunde folgt Regisseur Aneesh Chaganty einem klassischen Erzählmuster, wie es etwa Alfred Hitchcock in „Das Fenster zum Hof“entwickelt hat. Das Überraschende ist jedoch, dass sich die Idee über eine ganze Spielfilmlänge nicht leerläuft. Der Plot findet immer wieder überraschende Wendungen. Zudem gelingt es dem fabelhaften John Cho, durch den medialen Filter hindurch die Ängste eines Vaters zu transportieren, der in immer verzweifelteren Aktionismus verfällt. » (1 Std. 42 Min.), Thriller, USA 2018
★★★★✩