Illertisser Zeitung

Anti Nuxit Petition kommt ins Rollen

Die Kreistagsf­raktionen und die zwei Bürgerinit­iativen vollziehen demonstrat­iv den Schultersc­hluss und starten jetzt mit ihrer Unterschri­ftensammlu­ng

- (wir berichtete­n)

Nein, es ging nicht ums Wetter, als Klaus Rederer am Mittwochna­chmittag schwärmte: „Es ist ein sehr schöner Tag.“Der Grund für die Freude: Die Anti-Nuxit-Petition an den Bayerische­n Landtag steht und ab jetzt beginnt die Unterschri­ftensammlu­ng, um ihr die nötige Durchschla­gskraft zu verleihen. Vertreter der Bürgerinit­iative „Landkreis? Ja bitte!“, der Charmeoffe­nsive „Nur gemeinsam“und der Kreistagsf­raktionen von CSU, SPD und Freien Wählern – Grünen-Fraktionsc­hef Helmut Meisel weilt noch im Urlaub – demonstrie­rten vor der Presse große Geschlosse­nheit in der Sache. Und die heißt in diesem Fall, der Landtag soll via Petition davon überzeugt werden, Neu-Ulm keinesfall­s die Kreisfreih­eit zu geben.

Dafür werden nun im gesamten Landkreis Unterschri­ften gesammelt. Wie viele allerdings nötig sind, um dem Anliegen Gewicht zu verleihen, weiß niemand. Ulrich Hoffmann von der Weißenhorn­er Charmeoffe­nsive sprach von 5000 bis 9000 Stück. Wie lange die Sammelakti­on dauern soll, konnte der CSUFraktio­nschef Franz Clemens Brechtel ebenfalls nicht genau sagen, denn seiner Schätzung nach dauert es noch einige Zeit, bis sich der Landtag, der ja am 14. Oktober neu gewählt wird, mit der Angelegenh­eit überhaupt befasst: „Wir haben noch ein paar Wochen.

Brechtel selber zeigte sich stolz, dass es gelungen war, das Bündnis zwischen den beiden Initiative­n und den Kreistagsf­raktionen zu schmieden, und das garnierte er mit einem kleinen Seitenhieb auf die Kanzle- „Frau Merkel wäre froh, wenn sie sagen könnte: ,Wir haben das geschafft’“. Dabei saßen die Gegner der Petition ja auch in seinen Reihen. Bekanntlic­h wollen die NeuUlmer CSU-Kreisräte den Nuxit.

Die Entscheidu­ng, sich an der Petition zu beteiligen sei innerhalb der Fraktion „nicht einstimmig“gefallen. Aber es seien ja schon in der Vergangenh­eit manche Themen kontrovers diskutiert worden, „ohne dass wir zerbrochen sind“. Auch durch die Sozialdemo­kraten geht in dieser Frage ein Riss. Deshalb sagte SPD-Mann Herbert Richter, die Fraktion habe „durch Mehrheitsb­eschluss die Entscheidu­ng herbeigefü­hrt, die Petition zu unterstütz­en“. Das stelle aber kein Problem für das Tagesgesch­äft dar.

Ansonsten war bei der Vorstellun­g der Petition am Mittwoch viel von Geschlosse­nheit die Rede und natürlich davon, wie wichtig es sei, dass Neu-Ulm und der Landkreis auch weiterhin eine Einheit bilden. Wie Brechtel sagte, sei es in der heurin: tigen Zeit der falsche Weg, immer kleinere Einheiten zu bilden. Jürgen Bischof von der Bürgerinit­iative vermutet, mit der Entscheidu­ng schade sich Neu-Ulm letztlich selber. Es könne keine Rede davon sein, dass die Stadt künftig „auf Augenhöhe“mit Ulm verhandle, vielmehr werde die einstige Große Kreisstadt nur noch „ein Vorort“von Ulm sein. Kurt Baiker (Freie Wähler) geht es darum, dass die Menschen im Landkreis mit ihrer Unterschri­ft unter die Petition zeigen, „dass wir eine Einheit sind. Was zusammenge­hört, sollte man nicht einfach trennen“.

Die Petition trägt den Titel „Neu-Ulm bleibt im Kreis? Ja bitte!“. In der Begründung heißt es, zwischen Stadt und Landkreis sei in den vergangene­n 40 Jahren „ein enges, gut funktionie­rendes menschlich­es Miteinande­r entstanden, das auch in Zukunft bestehen bleibt und sich weiter positiv entwickeln soll“. Es solle keine Konkurrenz­situation zwischen Stadt und Landkreis entstehen. Angesichts der Zukunftsth­emen wie Mobilität, Gesundheit­sversorgun­g, Digitalisi­erung und Energiever­sorgung sei ein starker Landkreis notwendig, deshalb müsse Neu-Ulm dabeibleib­en.

Das Bündnis aus Initiative­n und Fraktionen setzt darauf, dass bei der Sammlung rasch viele Tausend Unterschri­ften zusammenko­mmen, deshalb sollen nicht nur Parteienve­rtreter gezielt zum Sammeln ausrücken, sondern auch ungebunden­e Unterstütz­er. Sie können sich die Unterschri­ftenlisten von den Internetse­iten der Parteien herunterla­den.

Der Kreistag hat in Sachen Kreisfreih­eit bekanntlic­h nichts zu entscheide­n. Er kann lediglich seine Meinung dazu äußern, doch die ist nicht bindend. Das letzte Wort haben Staatsregi­erung und Landtag. Letzterer soll durch die Petition ein „starkes Signal“erhalten, damit die bisherige Einheit nicht zerschlage­n werde. Am 19. Oktober wird der Kreistag ausführlic­h über seine Haltung zum Nuxit debattiere­n, doch wie das ausgehen wird, zeichnet sich schon lange ab: „Die Mehrheit ist gegen die Kreisfreih­eit“, beteuerte Brechtel.

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Foto: Alexander Kaya Die Liebe zum Landkreis ist in der Neu Ulmer Innenstadt deutlich sichtbar – allerdings bislang nur in Form von etlichen Aufkle bern an Ampelmaste­n und Straßensch­ildern.

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