Ein miserabler Tag für den Sport
VON MILAN SAKO Auflagen aufzuheben. Denn bis heute fehlt der entscheidende Schritt in der Aufarbeitung des Staatsdopings vor allem bei den Winterspielen 2014 in Sotschi: Reue.
Anstatt mit einem Eingeständnis und der Offenlegung des Fehlverhaltens reinen Tisch zu machen und somit die Basis für einen Neuanfang in der Welt-Sportgemeinschaft zu schaffen, verlegt sich Russland weiter aufs herumlavieren, verschleiern und relativieren. Das Land weigert sich nach wie vor den McLaren-Report anzuerkennen. Sonderermittler Richard McLaren hatte stattlich gelenktes Doping nachgewiesen.
Sportler, die in einem engmaschigen Kontrollnetz jeden Tag melden müssen, wo sie sich aufhalten, kommen sich veräppelt vor. Mit der Entscheidung macht sich die Wada unglaubwürdig. Viel zu billig kommt Russland davon. Ohne einen Schlussstrich, ohne ein Eingeständnis, wer das Dopingsystem gelenkt hat, nämlich der russische Staat, ist kein Neuanfang möglich. Gestern war ein miserabler Tag für den Sport. Grigori Rodschenko, ist der WadaBeschluss der „größte Verrat an sauberen Athleten in der olympischen Geschichte“, sagte der mit Zeugenschutz in den USA lebende Russe.
Die Wada-Führung folgte einer Empfehlung ihrer Zulassungskommission, obwohl eine weitere wichtige Forderung zur Rusada-Wiederzulassung, die volle Anerkennung des Reports von Richard McLaren, noch nicht erfüllt ist. Dass diese wesentlichen Anforderungen weiterhin nicht erfüllt beziehungsweise von Russland verweigert wurden, und dennoch der Bann aufgehoben werden soll, begründete die Wada mit diplomatischen Floskeln. Führung erfordere „Flexibilität“und eine „nuancierte Interpretation“der Zulassungskriterien, „um die Sache zu einem Ende zu bringen“.