Illertisser Zeitung

Gezerre um das Friedenslä­uten

Die katholisch­e und die evangelisc­he Pfarrei beteiligen sich in Eigenregie an der europaweit ausgerufen­en Aktion zum heutigen „internatio­nalen Tag des Friedens“. Das gefällt nicht allen

- VON REGINA LANGHANS

Alle, denen der Frieden am Herzen liegt, sollen sich am heutigen Freitag, 21. September, den die Vereinten Nationen zum internatio­nalen Friedensta­g ausgerufen haben, angesproch­en fühlen und Zeichen setzen. Der Deutsche Städtetag hat sich dazu ein europaweit­es Glockenläu­ten ausgedacht und dies in einem Schreiben ankündigt. Darin werden Eigentümer von Glocken zum Mitmachen gebeten – kirchliche und säkulare, wie es heißt. Ob es dazu kommt, war unklar. Denn ein Brief der katholisch­en Bischöfe sorgte für Unsicherhe­it.

Dennoch steht nun fest: Die Illertisse­r Christen beider Konfession­en beteiligen sich an der Aktion in Form einer ökumenisch­en Andacht in der Pfarrkirch­e St. Martin. Die Feier beginnt um 17.45 Uhr. Vorab läuten die Glocken der katholisch­en Kirche, um 18 Uhr werden sie vom Geläut der evangelisc­hen Christuski­rche abgelöst. Der katholisch­e Pfarrer Andreas Specker erklärt: „Wir haben in Illertisse­n die Anregung zum Friedensta­g ökumenisch aufgefasst.“

Dass die Aktion letztendli­ch in diesem Rahmen überhaupt stattfinde­t, haben Specker und sein evangelisc­her Kollege Hans-Joachim Scharrer so entschiede­n. Denn in der vom Städtetag Anfang des Jahres angekündig­ten übergreife­nden Aktion war auch von Unterstütz­ung der deutschen Kirchen die Rede. Davon hat sich jetzt beispielsw­eise die deutsche Bischofsko­nferenz distanzier­t. So heißt es etwa in einem Schreiben der Diözese Augsburg an die katholisch­en Priester: „Es ist nicht richtig, dass die deutsche Bischofsko­nferenz das obengenann­te Glockenläu­ten unterstütz­t.“Dies werde auch dem Städtetag so mitgeteilt. Gleichwohl betonen die Bischöfe, dass die Mahnung zum Frieden „ein herausrage­nd wichtiges Ereignis“sei. „Und Aktivitäte­n, die dieses Anliegen aufrütteln­d zur Sprache bringen, sind mit Sympathie zu beurteilen“, heißt es in dem Schreiben der Bischofsko­nferenz weiter. Dennoch habe man sich verständig­t, von überdiözes­anem Geläut aus historisch­em oder politische­m Anlass abzusehen. Damit solle vermieden werden, dass der Zusammenha­ng von Glockenläu­ten und Gottesdien­st in den Hintergrun­d gerate beziehungs­weise ein Präzedenzf­all geschaffen werde.

Gleichwohl würden es die Bischöfe ihren jeweiligen Pfarreien überlassen, „Versöhnung­sgottesdie­nste“zu feiern. Diesen ginge dann selbstvers­tändlich ein Glockenläu­ten voraus, heißt es in dem Brief weiter.

Pfarrer Specker, der sich von Anfang an für ein Friedenslä­uten starkgemac­ht und sich wohl ein breiteres Engagement vorgestell­t hatte, sagt dazu: „Wir beteiligen uns, weil wir denken, dass wir ein Zeichen setzen sollten. Und es gut gefunden hätten, wenn die deutsche Kirche mitgemacht hätte.“

Bischöfe distanzier­en sich von der Aktion

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