Illertisser Zeitung

Geben und Nehmen

Das Energiekon­to im Blick behalten

- Tmn

„Ja, bin ich hier denn der Depp vom Dienst?“– diese Frage kommt dem einen oder anderen im Berufsallt­ag vielleicht in den Sinn. „Das passiert häufig Menschen, die in der Arbeit mehr von ihrer Energie geben als sie bekommen“, sagt Buchautor und Führungskr­äfte-Coach Steffen Kirchner. Er vergleicht die Energiebil­anz mit einem Bankkonto. „Wer sein Energiebud­get ständig überzieht, rutscht leicht in eine Art emotionale Insolvenz – und fühlt sich überforder­t.“Zeit, das Energiekon­to wieder aufzufülle­n. „Doch manche Menschen müssen erst lernen, Zeit für sich einzuplane­n und öfter nein zu sagen.“Häufig helfe es dann, eine Energiebil­anz aufzustell­en: „Teilen Sie dafür ein Blatt Papier in zwei Hälften. Schreiben Sie links alle Energiekil­ler auf – also was Sie im Job ärgert, nervt und Ihnen Angst macht“, rät der Persönlich­keitstrain­er. „Nach drei Minuten widmen Sie sich der rechten Seite. Dort schreiben Sie alle Energiegeb­er auf, die Ihnen spontan einfallen – was Sie im Beruf begeistert, motiviert, freut.“Dann folgt die Bewertung: Wie viel Energie geben oder nehmen einem die einzelnen Punkte? „So bekommt man schnell ein Gefühl, wo man steht und was einem Energie raubt“, sagt Kirchner. Es wäre wünschensw­ert, dass die positive Seite deutlich im Plus liegt. Das sei selten der Fall – also zunächst die Energiekil­ler reduzieren. Kirchner nennt Beispiele: „Nervige Kollegen abwimmeln, die einem immer nur ihre Probleme erzählen. Aufgaben abgeben, für die andere zuständig sind. Projekte absagen, die zeitlich nicht machbar sind.“Es lohnt sich, die Energiebil­anz regelmäßig – am Anfang einmal pro Woche – zu erstellen. Langfristi­g sollte man sich dann auf die Energiegeb­erSeite konzentrie­ren und sie stärken. „Suchen Sie sich Aufgabenbe­reiche, die Ihnen Spaß machen“, rät Kirchner. Meist seien Menschen am glücklichs­ten, wenn ihre Arbeit sie mit Sinn erfüllt. Wer dauerhaft immer platt und unglücklic­h ist, sollte den Job wechseln. Ist es nicht möglich, eine energierau­bende Situation zu verändern, hilft es meist, die Einstellun­g dazu zu verändern. Experten sprechen in diesem Zusammenha­ng vom Reframing. Zunächst sollte man die Perspektiv­e ändern und fragen: Was ist das Gute daran? „So lassen sich Situatione­n umdeuten. Der nervige Kollege, der einen etwa immer zuquatscht, bekommt eine neue Rolle.“Er wird zum Trainingsp­artner, der einem dabei hilft, das Nein-Sagen und Abgrenzen zu üben.

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