Illertisser Zeitung

Labour streitet über Brexit

Fordert Opposition zweites Referendum?

- VON KATRIN PRIBYL

Auf den Straßen demonstrie­rten tausende Menschen mit wehenden EU-Flaggen gegen den Brexit. Drinnen im Konferenzz­entrum von Liverpool stritten und diskutiert­en die Delegierte­n der britischen Labour-Partei hinter verschloss­enen Türen über einen Kompromiss. Wie sollen die Sozialdemo­kraten im Königreich mit der Brexit-Herausford­erung umgehen?

Erst kurz vor Mitternach­t am Sonntag und nach einer MarathonSi­tzung einigten sich Gewerkscha­ftsvertret­er, Parteimitg­lieder und Schattenmi­nister auf eine Resolution, mit der sich Labour die Option eines erneuten Referendum­s offenhält. Während Brexit-Gegner zunächst positiv auf den Kompromiss reagierten, wurden ihre Hoffnungen schnell enttäuscht.

Denn zum einen wurde die Forderung nach einer zweiten Volksabsti­mmung nicht zur offizielle­n Parteilini­e erklärt. Zum anderen soll es nur eine erneute Befragung geben, wenn sich eine vorgezogen­e Parlaments­wahl als unmöglich erweist. Als oberste Priorität legte die Opposition bereits zum Start des viertägige­n Treffens rasche Neuwahlen fest.

Im proeuropäi­schen Labour-Lager wurde die Resolution mit Enttäuschu­ng und Wut aufgenomme­n. Tausende seien auf die Straße gegangen und Millionen Menschen forderten eine Volksbefra­gung, befand der Labour-Abgeordnet­e David Lammy. „Das tun sie nicht, um dann ein lächerlich­es Referendum über keinen Deal oder einen schlechten Deal angeboten zu bekommen.“Es müsse auch das Recht zum Verbleib beinhalten. Tatsächlic­h ergab eine Umfrage, dass sich 86 Prozent der Labour-Mitglieder eine erneute Volksabsti­mmung über das Abkommen wünschen. Ganze 90 Prozent der Befragten würden für Großbritan­niens Mitgliedsc­haft in der Staatengem­einschaft votieren.

Der Labour-Vorsitzend­e Jeremy Corbyn aber lehnt bislang ein erneutes Referendum ab, zu groß ist die Sorge, Wähler zu verprellen.

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