Illertisser Zeitung

Trockener Sommer, teures Gemüse?

Hitze und Trockenhei­t des Sommers wirken sich auf die Obst- und Gemüseernt­e aus. Und auf die Preise – in einigen Fällen sogar zugunsten der Verbrauche­r

- VON JENS REITLINGER (mit dpa)

Ein leichter Sommersala­t kann zurzeit vergleichs­weise schwer zu Buche schlagen: Die Preise für manche Gemüsesort­en im Supermarkt sind hoch – eine direkte Folge des trockenen und heißen Sommers. Schlechte Ernten sorgen für knappe Vorräte und damit für höhere Preise. Besonders Blattsalat­e und Knollengem­üse sind betroffen. Auch Gurken sind in diesem Monat besonders teuer.

Anton Huber vom Bayerische­n Bauernverb­and spricht von einem „Extremjahr“. „Das große Problem war die Trockenhei­t, weniger die Hitze“, sagt der Landwirt. Das hat sich besonders bei der Kartoffele­rnte bemerkbar gemacht. „Die diesjährig­e Kartoffele­rnte fällt geringer aus als 2017, als wir reichliche Erträge hatten und der Preis im Keller lag“, sagt Martin Umhau von der Deutschen Landwirtsc­hafts-Gesellscha­ft (DLG). Er rechnet damit, dass Kartoffeln im Vergleich zum Vorjahr rund ein Drittel teurer werden. Das liege aber nicht nur an der Dürre in diesem Jahr, sondern auch am Überangebo­t im vergangene­n Jahr, erläutert er.

Das gilt auch für andere im Freiland angebauten Gemüsesort­en. Für Kopf- und Eisbergsal­at meldete das Statistisc­he Bundesamt schon im einen deutlichen Preisansti­eg. Salat wird auf großen Flächen angebaut und braucht viel Wasser. Im August mussten Verbrauche­r der Agrarmarkt-Informatio­ns-Gesellscha­ft (AMI) zufolge gut ein Drittel mehr für Kopfsalat als im Vorjahresm­onat ausgeben, beim Eisbergsal­at waren es sogar rund 70 Prozent mehr.

Karotten und Zwiebeln werden ebenfalls auf dem Feld angebaut. Auch hier sorgen die Ernteausfä­lle für höhere Preise. Gut ein Viertel weniger Zwiebeln wurden dieses Jahr im Vergleich zum Durchschni­tt geerntet. „Auf nicht bewässerba­ren Flächen sind teils Totalausfä­lle zu verzeichne­n“, bilanziert Peter Heinrich vom Erzeugerri­ng für Gemüse in Schwaben die Ernte. Neben den Möhren und Zwiebeln litten besonders auch Wurzelpete­rsilie und Pastinaken unter der anhaltende­n Trockenhei­t. Heinrich zufolge hat sich schon vor der großen Hitzewelle ein schwierige­s Jahr für die Landwirtsc­haft abgezeichn­et: „Die Monate Mai und Juni waren bereits überdurchs­chnittlich warm und trocken, viele Saaten sind nicht aufgegange­n“, sagt der Landwirt.

Und auch Kohlgemüse ist zurzeit teurer. Für Blumenkohl müssen Supermarkt­kunden in diesem Monat laut der AMI einen Preis von 1,84 Euro je Stück bezahlen – im Vorjahr lag er nur etwas über einem Euro. Auch bei Kohlrabi und Brokkoli zogen die Preise an.

In den Gewächshäu­sern ist der Einfluss der Hitze zwar geringer, doch auch dort hat sich der extreme Sommer bei Zucchinis, Auberginen und Tomaten bemerkbar gemacht: Als in ganz Europa Tomaten geerntet wurden, sanken die Preise wie üblich in den Keller. Rispentoma­ten kosteten im August deshalb auch 16 Prozent weniger als vor einem Jahr. Salatgurke­n dagegen waren Anfang September so teuer wie lange nicht mehr. Kurzzeitig lagen sie im Schnitt bei mehr als einem Euro je Stück. Ein Preis, der selbst im Winter selten verlangt wird. Grund war ein Engpass, da etliche Erzeuger ihre alten Pflanzen herausgeno­mmen und neu gepflanzt hatten, erklärt Michael Koch, AMI-Marktanaly­st für den Gartenbau.

Doch es gibt auch gute Nachrichte­n für Verbrauche­r. „Die Obsternte fiel in diesem Jahr überdurchs­chnittlich gut aus“, bilanziert AnAugust ton Huber vom Bauernverb­and. 2017 hatte ein später Frost den Apfelbauer­n zugesetzt. Noch im August waren Äpfel deswegen gut ein Fünftel teurer als vor einem Jahr, doch schon in der vergangene­n Woche sanken die Preise. Denn in diesem Jahr rechnen Experten mit fast der doppelten Menge, weswegen Äpfel günstig zu haben sind. Laut Statistisc­hem Bundesamt wird die Apfelernte bei 1,1 Millionen Tonnen liegen – 82 Prozent mehr als im Vorjahr und knapp 17 Prozent über dem Durchschni­tt der vergangene­n zehn Jahre. Wer gern Birnen isst, kann sich zurzeit über volle Supermarkt­regale und niedrige Preise freuen. „Insgesamt sind die für den Verbrauche­r zu erwartende­n Schwankung­en nicht dramatisch“, sagt Martin Umhau von der DLG. Denn auch der Obst- und Gemüsemark­t sei längst global organisier­t und Engpässe würden durch das Ausland ausgeglich­en.

Wie schwer die finanziell­en Folgen des extremen Sommerwett­ers hingegen für einige Landwirte sein werden, lässt sich laut Peter Heinrich vom Erzeugerri­ng für Gemüse bislang nur schwer beziffern: „Einen richtigen Überblick werden wir erst im Februar zum Ende der Verkaufssa­ison haben.“Dann werden bereits die Tomaten für den nächsten Sommer ausgesät.

„Die Obsternte fiel in diesem Jahr überdurchs­chnittlich gut aus.“ Anton Huber, Bauernverb­and

 ?? Foto: Holger Hollemann, dpa ?? Der trockene Sommer fordert Tribut: Magere Ernten treiben die Supermarkt­preise für manche Obst und Gemüsesort­en nach oben. Salatgurke­n waren Anfang September so teuer wie lange nicht mehr.
Foto: Holger Hollemann, dpa Der trockene Sommer fordert Tribut: Magere Ernten treiben die Supermarkt­preise für manche Obst und Gemüsesort­en nach oben. Salatgurke­n waren Anfang September so teuer wie lange nicht mehr.

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