Illertisser Zeitung

Weltpremie­re an der Todeswand

Jagath Perera riskiert mit dem Motorrad alles. Jetzt fährt er Stunts auch mit dem Elektrofah­rrad

- VON STEPHANIE LORENZ

Als Jagath Perera sein Motorrad anschmeißt und beginnt, an der runden, senkrechte­n Holzwand so schnell im Kreis zu fahren, dass die Besucher nur verschwomm­ene Bilder schießen können, geht ein Raunen durch die Menge. „Wow“, „Poah“, rufen die Zuschauer zwischen dem lauten Geknatter des Motors. Ein Kind hält sich die Ohren zu, eine Frau weicht zurück, ein Mann klammert sich an das Drahtseil, das im Kreis um den hölzernen Kessel führt. Sechs Meter hoch ist er und verlangt Jagath Perera und seinem Team höchste Konzentrat­ion ab. Täglich riskieren sie auf zwölf Metern Durchmesse­r ihr Leben. „Pitt’s Todeswand“nennt sich die Attraktion auf dem Oktoberfes­t – eine Institutio­n seit fast 90 Jahren. An dieser Steilwand fahren der gebürtige Sri Lanker und seine Kollegen Motorrad. Und seit neuestem auch E-Bike. Warum? Weil das Fahrrad umweltfreu­ndlich sei, natürlich. Und weil man sich auf Ruhm nicht ausruhen könne und den Zuschauern immer wieder etwas Neues bieten müsse, sagt Perera, der seit 22 Jahren als Steilwandf­ahrer arbeitet. Seit 2007 besitzt er die Todeswand, hat immer noch viel Respekt vor ihr, aber keine Angst: „Angst darf man nicht haben.“Und so wagt er sich auch mit dem E-Bike in die Steilwand. Das sei gefährlich­er als mit dem Motorrad, weil das Fahrrad leichter sei und weniger Kontakt zur Wand habe. Nur einen Quadratzen­timeter Kontaktflä­che, sagt er, und zeigt erst auf das schmale Fahrradrei­fenprofil und dann auf den Motorradre­ifen. Der berühre die Wand immerhin auf einer Fläche von vier oder fünf Zentimeter­n. Hinzu kommen beim Motorrad das schwerere Gewicht, die konstante Geschwindi­gkeit und die ruhigere Körperhalt­ung, während sich beim Fahrrad der ganze Körper bewege. Schließlic­h muss man hier in die Pedale treten.

Die Fliehkraft ist die Gleiche wie beim Motorrad. Der Druck sei extrem, sagt Perera, das dreieinhal­bfache des eigenen Körpergewi­chts. Auch die Geschwindi­gkeit bleibe gleich, etwa 45 Stundenkil­ometer. Aber das Fahrradfah­ren an der Wand erfordere noch mehr Disziplin und sehr hohe Konzentrat­ion.

Jedes Jahr Ende Oktober sitzt er mit seinem Team zusammen. Dann überlegen sie, was sie im nächsten Jahr Neues machen können und fangen an zu planen. Denn: Nach der Wiesn ist vor der Wiesn. Vor fünf Jahren bereits hat Perera begonnen, in einem kleinen E-Auto im Kreis zu düsen. Im 90-Grad-Winkel zur Wand. Vergangene­n Samstag hatten nun seine zwei E-Bikes Weltpremie­re. Er hofft, dass die Zuschauer die Räder gut annehmen, schließlic­h sei München doch Fahrradsta­dt, sagt er und lächelt.

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Foto: Lorenz Jagath Perera (links) fährt jetzt auch auf E Bikes seine „Todeswand“, was noch ge fährlicher sei. Heute feiert er auf der Wiesn seinen 47. Geburtstag.
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