Illertisser Zeitung

Von Berlin über Ulm nach Kenia

Topläuferi­n Alina Reh über den Einstein-Marathon, die EM und ihre Pläne

- Interview: Martin Neumann

Sie haben das Rennen über zehn Kilometer beim Einstein-Marathon zwar in 34:05 Minuten souverän gewonnen, aber Sie mussten am Sonntag zwei Zwangspaus­en aufgrund von Magenprobl­emen einlegen. Haben Sie sich davon schon wieder erholt, Frau Reh?

Ich denke schon. Klar war ich enttäuscht, aber es war auch einfach nicht mein Tag. Ich bin die ersten vier Kilometer sehr schnell angegangen. Wir lagen auf Kurs unter 32 Minuten. Aber dann kamen leider die Magenkrämp­fe. Trotz der Probleme wollte ich bei meinem Heimspiel nicht aufgeben und bin dann locker zu Ende gelaufen.

Sie wollten in Ulm eigentlich Ihre Saisonbest­zeit von 32:22 Minuten steigern. Lief das Training in den vergangene­n Wochen denn nach Plan?

Ja, es lief zuletzt richtig super. Der Druck war nach der EM weg, es ging alles sehr leicht. Vielleicht hat sich daraus bei mir eine zu große Erwartungs­haltung entwickelt.

Vor einem Jahr sind Sie in Ulm mit 71:21 Minuten eine deutsche U 23-Bestleistu­ng über die Halbmarath­ondistanz gelaufen. Trauen Sie sich beim nächsten Rennen in Köln in zwei Wochen eine weitere Steigerung zu?

Vor dem Rennen in Ulm hätte ich gesagt: Auf jeden Fall! Nun muss ich erst mal sehen, wie ich die kleine Niederlage wegstecke.

Was hat den Ausschlag für Ihren Start in Köln gegeben?

Hendrik Pfeiffer ist vor drei Jahren in Köln deutschen U23-Rekord gelaufen. Das zeigt: Die Strecke ist schnell. Außerdem soll die Stimmung in Köln klasse sein, darauf freue ich mich.

Aufgrund von Verletzung­en wurden Sie in dieser Saison ziemlich ausgebrems­t. Trotzdem sind Sie EM-Vierte über 10000 Meter geworden. Denken Sie oft an das Rennen im Berliner Olympiasta­dion zurück?

Ja, sehr oft. Vor allem bei schweren Trainingse­inheiten. Da kann ich mir die ganzen Fans und die Stimmung wieder ins Gedächtnis rufen.

Das nächste Jahr ist ein spezielles für die Top-Leichtathl­eten, da der Saisonhöhe­punkt mit der WM in Katar Ende September und Anfang Oktober sehr spät auf dem Programm steht. Welchen Fahrplan haben Sie für das WM-Jahr?

Zunächst geht es für mich im November und Dezember in ein längeres Höhentrain­ingslager nach Kenia. Danach werden wir entscheide­n, ob ich eine Hallensais­on bestreite. Man darf nicht vergessen: Im Sommer ist eigentlich die U23-EM im Juli in Schweden mein Saisonhöhe­punkt. In der Folge muss man sehen, wie man einen möglichen WMStart elf Wochen später in Angriff nimmt.

Auf welche Distanzen werden Sie sich 2019 konzentrie­ren?

Auf die 5 000 und 10 000 Meter. Dieses Jahr bin ich keine vernünftig­en 5000 Meter gelaufen. Um ganz vorne in Europa dabei zu sein, darf man sich nicht auf die 10000 Meter versteifen. Darum soll irgendwann bei mir über 5000 Meter eine 14 vorn stehen. Dafür brauche ich eine lange Trainingsz­eit ohne Verletzung­en. Nur so kann ich alle Facetten des Trainings abdecken. Ich brauche den Speed einfach, weil ich doch mehr der Langstreck­entyp bin.

Dann wäre der Marathon ja die ideale Distanz für Sie?

Das kann sein. Und natürlich reizt mich die Strecke. Speziell, wenn man so tolle Rennen wie zuletzt in Berlin sieht. Aber vor 2020 spielt der Marathon noch keine Rolle. Denn dafür muss ich noch deutlich stabiler werden, bis ich mich auf die 42,195 Kilometer trauen kann.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Vor dem Start war Alina Reh noch bester Laune. Während des Rennens wurde sie dann von Magenkrämp­fen gequält.
Foto: Alexander Kaya Vor dem Start war Alina Reh noch bester Laune. Während des Rennens wurde sie dann von Magenkrämp­fen gequält.

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