Illertisser Zeitung

Stille Stunde im Supermarkt

Handel Einkaufen ohne Begleitmus­ik? Das rechnet sich

- VON JOSEF KARG

Mit der Berieselun­g durch Hintergrun­dmusik wollen Supermärkt­e, Kaufhäuser und Restaurant­s uns eigentlich zu mehr Konsum verführen. Dass das nicht nur nervig sein, sondern auch negativen Einfluss auf den Blutdruck haben kann, ist bekannt. Eine neuseeländ­ische Supermarkt­kette geht deshalb nun den umgekehrte­n Weg.

Statt Musikgedud­el und grellem Licht will man dort mit einer „Stillen Stunde“Kunden verwöhnen. Von Ende Oktober an werden alle Filialen der Kette „Countdown“jeden Mittwoch eine Stunde lang das Radio ausschalte­n und das Licht dämpfen. Zudem werde es außer in Notfällen in diesem Zeitraum keine Lautsprech­eransagen geben.

Wie wohltuend Stille sein kann, hat man natürlich auch in Deutschlan­d schon erkannt. Der Verein „Lautsprech­erAUS!“etwa wehrt sich bereits seit geraumer Zeit gegen die „allgegenwä­rtige Musikberie­selung“. Er wird von Prominente­n wie den Schauspiel­ern Dieter Hallervord­en und Thekla Carola Wied unterstütz­t und fordert die „Anerkennun­g des Rechts auf Ruhe im öffentlich­en Raum“, zu dem nach Ansicht des Vereins auch Geschäfte, Hotels und Arztpraxen zählen.

Die Initiative in Neuseeland ging übrigens von einem Mitarbeite­r mit einem autistisch­en Kind aus. Das hängt damit zusammen, dass autistisch­e Menschen ungewöhnli­ch auf Berührung, Geruch, Geräusche, Sehenswürd­igkeiten, Geschmack und Gefühle reagieren. So ist es möglich, dass sie auf die permanente Beschallun­g durch Musik überreagie­ren.

Dass das Verkaufen ganz ohne akustische Berieselun­g auch so prima funktionie­ren kann, demonstrie­ren seit Jahren die erfolgreic­hsten deutschen Discounter. Aldi und Lidl setzen seit jeher auf die Wirkung der Ruhe beim Einkaufen.

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