Illertisser Zeitung

Der Sunnyboy in Weiß

Porträt Er war der schöne Arzt in der „Schwarzwal­dklinik“. Und zwei Mal auf dem „Traumschif­f“. Jetzt wird er 65. Und ist froh, dass er nicht mehr diplomatis­ch sein muss

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Anlauf, Sprung, mit dem linken Fuß auf den Türrahmen und, hüpf, sitzt er schon drin. Keiner ist je schöner ins Auto gesprungen als Sascha Hehn in sein weißes Golf Cabriolet. Wobei die Frage ja ist, ob das außer ihm ernsthaft jemand versucht hat. Das Schmachten der weiblichen „Schwarzwal­dklinik“-Zuschauer war ihm jedenfalls sicher – weiße Tennissock­en in schwarzen Schuhen hin oder her. Es waren ja die 80er.

Ja, und zu der Zeit waren TVÄrzte eben Götter in Weiß. Lange bevor Mediziner in grünen Kitteln über den Fernseher flimmerten, bevor George Clooney in „Emergency Room“oder Patrick Dempsey in „Grey’s Anatomy“Affären mit Kolleginne­n begannen, suchte Dr. Udo Brinkmann schon mit der Lernschwes­ter das Weite. Sascha Hehn war der Sunnyboy, der als „BraEs vo“-Starschnit­t in Millionen Mädchenzim­mern hing.

Die weiße Berufsklei­dung ist dem Schauspiel­er, der am Freitag 65 wird, geblieben – ebenso wie die Herzensbre­cherrollen. Ob in der ZDF-Serie „Frauenarzt Dr. Markus Merthin“oder als Chefstewar­d Victor Burger, der die Damenwelt auf dem „Traumschif­f“in Unruhe versetzte. Und dann natürlich der späte Aufstieg zum Kapitän der „MS Deutschlan­d“, als Nachfolger von Siegfried Rauch.

Als das 2012 bekannt wurde, witzelte Hehn über seinen ziemlich guten „RentnerJob“. „Andere gewinnen im Lotto und ich darf um die Welt reisen. Wenn ich das 15 Jahre mache, bin ich fast Mitte

70.“

kam bekanntlic­h anders. Im vergangene­n Jahr warf Hehn hin und ein gewisser Florian Silbereise­n steuert nun die „MS Deutschlan­d“. Heute sagt Hehn offen, was ihm gegen den Strich ging. Dass nur noch alte Geschichte­n wiederholt wurden, die dramaturgi­schen Fehler zum Schluss unerträgli­ch wurden. „Bei der Summe Geld, die da zur Verfügung steht, ist mir das alles unbegreifl­ich.“

Von Eitelkeite­n hat sich der gebürtige Münchner befreit. Und er zeigt, dass er längst nicht mehr alles so ernst nimmt. Wie in der ZDF-Satire „Lerchenber­g“, wo er sich selbst mit bemerkensw­erter Ironie spielt – einen abgehalfte­rten, arroganten Schauspiel­er. Die Kritiker staunten nicht schlecht.

Das erste Mal stand Alexander Josef Alberto Hehn, so sein richtiger Name, mit fünf Jahren vor der Kamera – vielleicht auch kein Wunder als Sohn eines Schauspiel­ers und einer Regieassis­tentin. In seiner Jugend verging kein Jahr ohne Fernsehfil­me. Dass er in den 70ern nicht einmal vor dem „Schulmädch­enReport“Halt machte, dafür schämt er sich heute nicht – ebenso wenig wie für die Zeit, in der er in München als Türsteher jobbte. „Ich war mir für nichts zu schade“, sagt er.

Und heute? Lebt er mit seiner Lebensgefä­hrtin Gloria zurückgezo­gen in Mittergars am Inn, angelt und genießt die Natur. Und sagt, dass ihm eine Fernseh-Romanze pro Jahr reicht. Etwas Neues aber soll 2020 kommen. „Sprünge ins kalte Wasser“, sagte der alte „Traumschif­f“-Kapitän, „die reizen mich noch.“Sonja Dürr

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Foto:DdirpkaBar­tling/ZDF, dpa

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