Bittere Zahlen für Zucker
Landwirtschaft Die Hersteller in Deutschland hadern mit den Unwägbarkeiten des weltweiten Marktes
Mannheim Die Weltmarktpreise für Zucker sind im Keller. Das spürt auch Europas größter Zuckerproduzent Südzucker in Mannheim. Wie der Konzern am Donnerstag mitteilte, sank der Umsatz im ersten Geschäftshalbjahr bis Ende August auf 3,31 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 3,48 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis brach um fast 47 Prozent auf 74 Millionen Euro ein. Der Rückgang sei im Wesentlichen auf die Verluste im Segment Zucker zurückzuführen, hieß es. Dennoch hält das Unternehmen an seinen Jahreszielen fest.
Die Börse quittierte die Zahlen mit einem Kurseinbruch von zuletzt mehr als neun Prozent. Für das gesamte Geschäftsjahr peilt Südzucker bei einem Umsatz von 6,7 bis 7 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis von null bis 100 Millionen Euro an – trotz erwarteter Verluste von 200 bis 300 Millionen Euro im umsatzstärksten Segment Zucker. „Wir sind optimistisch, dass wir beim Ergebnis in der Mitte des Korridors landen“, sagte ein Südzuckersprecher.
Dabei setzt das Unternehmen mit rund 20000 Mitarbeitern vor allem auf die Segmente Bio-Ethanol und Spezialitäten (Stärkeprodukte). Allein für seine Bio-Ethanol-Tochter CropEnergies rechnet der Konzern im Gesamtjahr mit Erlösen von 820 bis 860 Millionen Euro und einem operativen Ergebnis von 50 bis 75 Millionen Euro. Im zweiten Geschäftsquartal hatte die Sparte ihren Gewinn auf rund 21,2 Millionen Euro mehr als vervierfacht.
Der niedrige Weltmarktpreis macht den Mannheimern schwer zu schaffen. Er liegt für eine Tonne Zucker derzeit bei weniger als 300 Euro; 2016 waren es noch mehr als 500 Euro. Die Erwartung von Experten, die seit der Rekordernte 2017/18 rückläufige Zuckererzeugung würde zu Preissteigerungen führen, habe sich nicht erfüllt, hieß es im Halbjahresbericht. Grund: Hohe Lagerbestände an Zuckerrohr in Indien, die mit hohen Exportsubventionen auf den Weltmarkt geworfen werden.
Südzucker moniert, dass sich die EU nicht den Klagen von Australien, Brasilien und Guatemala vor dem Streitschlichtungsgremium der Welthandelsorganisation gegen diese Wettbewerbsverzerrungen angeschlossen habe, sondern den Konflikt nur als Beobachter begleite. Zudem befürchten die Mannheimer einen erschwerten Zugang zum britischen Zuckermarkt, sollte es einen Brexit ohne Austrittsabkommen geben. Dazu kommt eine geringere Absatzmenge infolge der mauen Rübenernte wegen der Trockenheit im vergangenen Jahr.
Auch die Rübenanbauer in Deutschland leiden unter der Situation. Sie fordern ein schnelles und konsequentes Handeln der Politik. In Deutschland bauen derzeit rund 26500 Bauern auf 390300 Hektar Rüben an. Julia Giertz, dpa