Der Einzelkämpfer
Turnen Andreas Toba ist Deutschlands Hoffnung bei WM in Stuttgart. Elisabeth Seitz zeigt starken Wettkampf, während ein US-Star überragt
Stuttgart Eigentlich klingt es unglaublich, wenn Andreas Toba von den holprigen Anfängen seiner Karriere erzählt. „Ich war immer der Schlechteste in der Halle, das stimmt wirklich! Ich habe als kleiner Junge geweint, weil ich keinen Spagat machen wollte“, sagt der 29-Jährige aus Hannover. Inzwischen ist Toba mehrfacher deutscher Meister, zweimaliger Olympia-Teilnehmer, der zurzeit mit Abstand beste Mehrkämpfer des deutschen Turn-Teams. Und er nimmt in Stuttgart schon an seiner fünften Weltmeisterschaft teil. Am Freitag (16 Uhr/SWR Livestream) darf er sich als einziger Deutscher mit den 23 besten Turnern der Welt im Mehrkampf-Finale messen.
Man merkt Toba an, wie stolz er darauf ist. Dabei wirkt er nie überheblich, ist selbstkritisch, bescheiden, bodenständig und so mannschaftsdienlich wie kaum ein anderer. Auch wenn Turnen eigentlich ein klassischer Individualsport ist, geht ihm das Team, das Gemeinschaftsgefühl über alles. „Ich habe immer noch großen Spaß am Turnen. Es macht einen großen Teil meines Lebens aus“, betont der 29-Jährige. Die Bilder von den Olympischen Spielen in Rio 2016 gingen um die Welt: Da hatte Toba trotz eines gerade erlittenen Kreuzbandrisses im Knie noch seine Pauschenpferd-Übung geturnt, um seinem Team die Qualifikation fürs Mannschaftsfinale zu ermöglichen. Das von Fabian Hambüchen angeführte Team belegte am Ende Rang sieben, und Toba hatte fortan „Heldenstatus“. Allein auf diese Szene möchte er nicht reduziert werden, „aber sie gehört zu mir, zu meinem Leben dazu“.
Unterdessen ist Turn-Königin Simone Biles bei der WM nicht zu stoppen. In ihrer noch jungen Karriere hat der Star aus den USA den fünften Mehrkampftitel gesichert. Mit 58,999 Punkten distanzierte die 22 Jahre alte Alleskönnerin am Donnerstag die versammelte Konkurrenz um Längen. Die Silbermedaille schnappte sich die Chinesin Tang Xijing (56,899) vor Angelina Melnikowa (56,399) aus Russland.
Einen herausragenden Wettkampf zeigte das deutsche Top-Duo Elisabeth Seitz und WM-Debütantin Sarah Voss. Lokalmatadorin Seitz holte als Sechste mit 55,999 Punkten die beste Mehrkampf-Platzierung ihrer Karriere. Die erst 19 Jahre alte Kölnerin Voss belegte mit 54,898 Zählern in dem Weltklassefeld einen ebenfalls ganz starken zehnten Rang. (dpa)