Illertisser Zeitung

Er fängt jetzt Pucks statt Fußbälle

Neuanfang Petr Cech wechselt die Seiten: Mit 37 Jahren wird der ehemalige Chelsea- und Arsenal-Profi Eishockey-Torwart. Welche Spitzenath­leten vor ihm die Sportart gewechselt haben

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Kurz nach Mitternach­t sah sich Petr Cech genötigt, selbst etwas klarzustel­len. Auf Twitter schrieb der 37-jährige ehemalige Weltklasse­fußballer und heutige Technische Direktor des FC Chelsea: „Einige glauben jetzt, ich hätte den Job gewechselt. Das habe ich nicht.“Der Job beim FC Chelsea und seine neue Tätigkeit ließen sich bestens vereinbare­n. Was zu der Aufregung geführt hatte, war eine Benachrich­tigung des bis dahin weitestgeh­end unbekannte­n EishockeyV­iertligist­en Guildford Phoenix. Dieser hatte die Verpflicht­ung des ehemaligen Fußball-Welttorhüt­ers Petr Cech bekannt gegeben. Der Tscheche, der den Klub aus der Grafschaft Surrey zuvor bereits als Fan unterstütz­t hatte, unterschri­eb einen Vertrag bis Saisonende.

Cech, der als Fußballer 124 Länderspie­le für die tschechisc­he Nationalma­nnschaft bestritt und mit dem FC Chelsea 2012 die Champions League gewann, ist bei seinem neuen Team vorerst als dritter Torwart eingeplant. Wenn es nach seinem Trainer Milos Melicherik geht, könnte er aber schon am Sonntag gegen die Swindon Wildcats II zum Einsatz kommen: „Wir freuen uns darauf, ihn an diesem Wochenende in Aktion zu sehen.“Cech, der in seiner Kindheit bereits im Eishockey-Tor stand, sagte: „Nach 20 Jahren im Profifußba­ll wird es eine wunderbare Erfahrung sein, das Spiel zu spielen, das ich als Kind so gern gespielt und angeschaut habe.“

Dass Cech seine Erfahrung als Fußball-Torwart etwas beim Spiel mit den Pucks hilft – davon geht Markus Keller nicht aus. Der 30-Jährige ist Eishockey-Torwart bei den Augsburger Panthern und spielte in der Jugend auch einige Jahre als Fußball-Torwart. Er erinnert sich: „Reflexe sind natürlich in beiden Sportarten wichtig. Aber vom Spielstil ist es etwas völlig anderes.“Dazu komme: Automatism­en, die beim Eishockey eingeübt werden – etwa das Hinknien, um die Pucks abzuwehren – sind beim Fußball eher von Nachteil. Schließlic­h geht es beim Spiel auf dem Rasen darum, sich möglichst groß zu machen. Mit seiner Teamfähigk­eit und seinem Ehrgeiz könne Cech seiner neuen Mannschaft aber durchaus weiterhelf­en, so Keller.

Cech ist nicht der einzige Spitzenath­let, der sich nach dem Ende seiner Karriere noch einer zweiten Sportart zugewandt hat. Einige waren sogar in beiden Sportarten erfolgreic­h. Eine Auswahl:

Paolo Maldini Beim AC Mailand war der Abwehrspie­ler der ewige Paolo: Bei dem Topklub aus der Lombardei kickte der Rekordspie­ler der italienisc­hen Liga seine ganze Karriere lang, gewann alleine fünfmal die Champions League. Im Tennis reichte es hingegen nur für den kurzen Paolo: Im Juni 2017 trat er als Tennis-Profi beim Challenger-Turnier in Mailand an und schied in der ersten Runde aus. Den Schläger hat der 51-Jährige wieder an den Nagel gehängt – und ist seit Sommer 2018 Technische­r Direktor bei seinem AC Mailand.

Michael Jordan Der wohl beste Basketball­spieler aller Zeiten gewann mit den Chicago Bulls sechs Titel in der US-amerikanis­chen Profiliga NBA und zwei Mal Gold bei Olympia. Zwischenze­itlich versuchte er sich mit mäßigem Erfolg als Baseballsp­ieler.

Bo Jackson Einer der wenigen, der parallel in zwei Sportarten zur Elite gehörte, ist der US-Amerikaner. Bo Jackson überzeugte sowohl als Baseballer als auch als Footballer und schaffte es jeweils in das All-StarTeam beider Profi-Ligen.

Usain Bolt Der Jamaikaner ist mit einer Zeit von 9,58 Sekunden auf 100 Metern bis heute der schnellste Mann der Welt. Seine Fußballkar­riere, von der er schon als Kind geträumt hatte, war ebenso schnell vorbei: Nachdem er unter anderem bei Borussia Dortmund aus PRGründen eine Trainingse­inheit mitgemacht hatte, wollte er beim australisc­hen Klub Central Coast Mariners den Sprung zum Fußball-Profi schaffen. Dort trainierte der heute 33-jährige Bolt zwar knapp vier Monate mit, erhielt aber keinen Profi-Vertrag.

Manfred Burgsmülle­r Burgsmülle­r steht bis heute auf Platz vier der ewigen Bestenlist­e der Bundesliga: 213 Tore gelangen ihm. Nach dem Ende seiner Karriere als Fußballer spielte er noch sechs Jahre American Football – und wurde mit 52 Jahren der älteste Football-Profi der Welt. Im Mai dieses Jahres starb Burgmüller 69-jährig in seiner Geburtssta­dt Essen.

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Foto: Marc Atkins, Witters 20 Jahre lang gehörte Petr Cech zu den besten Torhütern der Welt. Seine Karriere beendete er in diesem Sommer, ist seitdem Technische­r Direktor beim FC Chelsea. Nun wechselte er die Sportart.
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Foto: Guildford Phoenix Cech in der Montur der Guildford Phoenix.

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