Ein Familienporträt
Tipp des Tages In „Zwei Herren im Anzug“wird Bayerns jüngere Geschichte aufgearbeitet
Arte, 20.15 Uhr Drei Generationen, viele Schicksale: In seinem Kinofilm „Zwei Herren im Anzug“spannt der Schauspieler und Regisseur Josef Bierbichler einen historischen Bogen von 1914 bis 1984. Das wuchtige und poetische Porträt einer Wirtsfamilie läuft an diesem Freitag um 20.15 Uhr bei Arte.
Josef Bierbichler ist auf den ersten Blick kein Mann der leisen Töne. Er kann poltern und kantig sein, hat aber auch eine sehr poetische Seite. Ebenso widersprüchlich ist sein Kinofilm über das Schicksal einer Wirtsfamilie während der dramatischen Umwälzungen im 20. Jahrhundert: Zwei Weltkriege, der Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit zwischen Wirtschaftswunder und Studentenprotesten.
Bierbichler spielt den Gastwirt Pankraz. Als Jugendlicher träumt dieser Pankraz von einer Sängerkarriere. Doch statt den Lohengrin auf großer Bühne zu singen, muss er den Gasthof seiner Eltern übernehmen. Eine Pflicht, mit der er hadert und die seine dunkelsten Seiten zutage treten lässt.
Nur die Ehe mit Theres (Martina Gedeck) macht ihn glücklich. Zu seinem Sohn Semi (Simon Donatz) dagegen hat er keine rechte Beziehung. Als Theres 1984 stirbt, sitzen Pankraz und der erwachsene Semi nach der Beerdigung in der leeren Wirtsstube. Beide ringen um Worte, bis Pankraz mit Hilfe alter Fotos seine Erinnerungen auspackt.
„Zwei Herren im Anzug“macht die Spannungen zwischen den Generationen deutlich. Es erzählt spannend und schonungslos, aber auch mit Leichtigkeit und Humor – und viel Musik: Mozart, Verdi, Wagner und die Oberammergauer Band Kofelgschroa. (dpa)