Illertisser Zeitung

Rabbiner: Anschlag von Halle trifft die ganze Gesellscha­ft

Sicherheit Nach den Schüssen in Sachsen-Anhalt überwacht die Polizei weiterhin die Ulmer Synagoge

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Ulm Der antisemiti­sche Anschlag von Halle, bei dem zwei Menschen erschossen wurden, hat auch in Ulm Bestürzung ausgelöst. Rabbiner Shneur Trebnik drückte den Angehörige­n der Opfer sein Beileid aus. Er sieht nach dem von einem mutmaßlich­en Rechtsextr­emisten angerichte­ten Blutbad die gesamte Gesellscha­ft in der Verantwort­ung. Und er konstatier­t, dass Antisemiti­smus und Rechtsextr­emismus in Deutschlan­d mittlerwei­le zum Alltag gehören.

„Unsere Befürchtun­gen haben sich leider bestätigt“, sagte der Ulmer Rabbiner am Donnerstag unserer Redaktion. „Der Anschlag hat gezeigt: Deutschlan­d ist nicht anders als andere europäisch­e Länder und als andere Länder auf der ganzen Welt“, sagte er mit Blick auf Attentate der jüngeren Vergangenh­eit. Das Verbrechen von Halle habe aber auch gezeigt: „Es ist kein Problem der jüdischen Gemeinde. Es ist ein Sicherheit­sproblem für die gesamte deutsche Gesellscha­ft, für uns alle“, sagte Trebnik. „Und das müssen wir gründlich angehen.“Der schwer bewaffnete Tatverdäch­tige hatte am Mittwoch versucht, in die Synagoge von Halle einzudring­en, in der sich am jüdischen Feiertag Jom Kippur etwa 70 Gläubige aufhielten. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er den bisherigen Ermittlung­en zufolge erst eine Passantin auf offener Straße und danach einen Mann in einem Döner-Imbiss. Er flüchtete in einem geraubten Taxi und wurde später auf einer Bundesstra­ße von der Polizei überwältig­t. Die Bundesanwa­ltschaft übernahm die Ermittlung­en wegen Mordes.

In Ulm zeigte die Polizei auch am Tag nach dem Anschlag von Halle Präsenz vor der Synagoge am Weinhof. „Unsere Maßnahmen werden laufend überprüft und dann entspreche­nd angepasst“, sagte ein Sprecher der Ulmer Polizei. Nähere Details nennt das Präsidium aus Sicherheit­sgründen und taktischen Überlegung­en nicht.

Bereits beim Bau der Ulmer Synagoge 2012 wurde ein Sicherheit­skonzept integriert. Dazu gehören Überwachun­gskameras und stets geschlosse­ne Türen. Der Einlass wird immer durch Sicherheit­spersonal überwacht. Nichtmitgl­ieder der jüdischen Gemeinde dürfen das Gotteshaus nur nach Voranmeldu­ng betreten.

Bei Führungen müssen die Teilnehmer ihre Ausweise vorlegen, es gibt außerdem Taschenkon­trollen und eine Schleuse. „Wir machen das widerwilli­g, weil wir sehr gerne offen wären für die Stadtgesel­lschaft“, sagte Michael Joukov-Schwelling, Schatzmeis­ter des Fördervere­ins zur Unterstütz­ung der Synagoge, über die Sicherheit­smaßnahmen. „Aber es ist für jüdische Einrichtun­gen in Deutschlan­d leider generell notwendig.“Stadtrat Joukov-Schwelling lobte die Ulmer Polizei für ihre schnelle Reaktion am Tag des Attentats. „In wenigen Minuten war ein Streifenwa­gen da. Das ist ein wichtiges Signal: Wir sind nicht allein.“

 ?? Foto: Peri ?? Der Weißenhorn­er Verschalun­gs- und Gerüstspez­ialist Peri ist eine der sehr exportstar­ken Firmen der Region. Das Foto zeigt den Torre Ezeiza in Buenos Aires, eines von vielen internatio­nalen Peri-Projekten.
Foto: Peri Der Weißenhorn­er Verschalun­gs- und Gerüstspez­ialist Peri ist eine der sehr exportstar­ken Firmen der Region. Das Foto zeigt den Torre Ezeiza in Buenos Aires, eines von vielen internatio­nalen Peri-Projekten.
 ?? Foto: Oliver Helmstädte­r ?? Auch am Donnerstag war die Polizei vor der Ulmer Synagoge am Weinhof mit einem Streifenwa­gen präsent.
Foto: Oliver Helmstädte­r Auch am Donnerstag war die Polizei vor der Ulmer Synagoge am Weinhof mit einem Streifenwa­gen präsent.
 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Nach großer Festivalto­ur spielt Josh. nun in kleineren Klubs. Der Sänger zeigte im Ulmer Roxy, dass er noch viel mehr draufhat als seinen großen Hit „Cordula Grün“.
Foto: Andreas Brücken Nach großer Festivalto­ur spielt Josh. nun in kleineren Klubs. Der Sänger zeigte im Ulmer Roxy, dass er noch viel mehr draufhat als seinen großen Hit „Cordula Grün“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany