Illertisser Zeitung

Lässt sich das noch reparieren?

Hintergrun­d Bislang ist die Krise in den Werkstätte­n nicht angekommen. Mittelfris­tig aber wird das Elektroaut­o zum Problem

- VON JOSEF KARG

Augsburg Während die Autoindust­rie spürbar in eine Krise schlittert, ist die wirtschaft­liche Lage im KfzGewerbe, also in Autohäuser­n und Werkstätte­n, noch immer gut. „Momentan läuft es bei uns in Bayern und Schwaben sehr ordentlich. Wir haben sozusagen Vollauslas­tung in fast allen Betrieben“, sagt Alois Huber, Obermeiste­r der Kraftfahrz­eug-Innung Schwaben, unserer Redaktion vor dem Verbandsta­g an diesem Wochenende in Augsburg. Aber natürlich nehme man auch die Eintrübung­en des Geschäfts bei Autoherste­llern und Zulieferbe­trieben wahr.

Huber warnt im Zusammenha­ng mit der Diskussion um den Klimaschut­z davor, die Verbrennun­gsmotoren „leichtfert­ig zu verteufeln“. Viele seien sich der Folgen nicht bewusst, denn statt neuer, moderner, spritspare­nder und sauberer Autos würden dann möglicherw­eise immer ältere Fahrzeuge unterwegs sein. Denn: „Die Käufer sind verunsiche­rt. Das merke ich in vielen Kundengesp­rächen“, erklärt Huber. Viele würden den Kauf eines Neuwagens aufschiebe­n. Er könne sich darum durchaus vorstellen, dass am Ende des Jahres auch hierzuland­e die Zulassungs­zahlen zurückgehe­n. Er selbst argumentie­rt gegenüber seinen Kunden, dass ein neuer Diesel Euro-6-Motor doch „schon sehr sauber läuft“. Dieser stoße kaum mehr Stickoxide aus und auch wenig Kohlendiox­id. Wenn man bei den batteriege­triebenen Elektroaut­os die Ökobilanz im Vergleich ansehe, sei die aufgrund der Herstellun­g und der späteren Entsorgung der Akkus „auch nicht so toll“, argumentie­rt Huber. Wasserstof­fantriebe, wie sie etwa Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger propagiert, hält Schwabens Innungsobe­rmeister zumindest für einen „interessan­ten technische­n Ansatz. „Das könnte eine zielführen­de Lösung sein.“Zumindest vorerst seien Verbrennun­gsmotoren dennoch unverzicht­bar.

Trotz der Verunsiche­rung vieler potenziell­er Interessen­ten wegen der Dieselkris­e und der Klimadebat­te kaufen die Bayern bislang noch immer unverdross­en Autos. Rund 710000 Neuzulassu­ngen, davon in Schwaben rund 80 000, wurden im Freistaat im vergangene­n Jahr registrier­t. Die Betriebe setzten dabei rund 37 Milliarden Euro (inklusive Mehrwertst­euer) um. Das liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. „Das Neuwagenge­schäft konnte das schwierige Gebrauchtw­agengeschä­ft weitgehend ausgleiche­n, auch der Umsatz im Service ist solide“, berichtet Huber, der im Übrigen nichts davon hält, sich gegen alternativ­e Antriebsko­nzepte zu sperren. Wenn sich die Elektromob­ilität langfristi­g durchsetzt und die Reichweite­n- und Kapazitäts­probleme gelöst seien, würden aber gerade die Werkstätte­n möglicherw­eise Probleme bekommen, sagt der Fachmann. Denn E-Autos seien wesentlich weniger wartungsin­tensiv als Autos mit Verbrennun­gsmotoren. Ölwechsel und Bremsschei­benwechsel gehörten dann der Vergangenh­eit an. „Die Sache wird immer ernster. Dem müssen wir uns stellen“, stellt er klar. Bislang habe die Branche aber noch jede Krise überstande­n.

Klagen von Kunden, dass sie lange auf Elektro-Neuwagen warten müssen, bestätigt Huber übrigens nicht pauschal: Bei manchen Hersteller­n seien es drei bis vier Monate, bei anderen wie Tesla könne die Wartezeit tatsächlic­h länger als ein Jahr betragen. Dass die Branche aufgrund des technische­n Wandels wirtschaft­lich in Nöte kommt, befürchtet Huber kurzfristi­g nicht. „Wir haben ja derzeit ein durchschni­ttliches Fahrzeugal­ter von neun Jahren.“Darum habe das KfzGewerbe alleine mit dem heutigen Bestand an Autos in den kommenden 10 bis 15 Jahren noch genügend zu tun.

Welchen Wirtschaft­sfaktor die Branche darstellt, machen diese Zahlen deutlich: Das mittelstän­disch geprägte und überwiegen­d inhabergef­ührte Kfz-Gewerbe ist mit 125000 Beschäftig­ten ein wichtiger Arbeitgebe­r in Bayern. Über 15000 junge Frauen und Männer, davon rund 2000 in Schwaben, werden derzeit ausgebilde­t.

Mehr als ein Jahr Warten auf einen Tesla

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Foto: Adobe Stock Die Auftragsla­ge in bayerische­n Kfz-Betrieben ist nach wie vor gut. Nur wie lange noch?

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