Illertisser Zeitung

Ingolstadt­s Ex-OB soll hinter Gitter

Staatsanwa­ltschaft fordert drei Jahre Haft

- VON STEFAN KÜPPER

Ingolstadt In dem Korruption­sverfahren gegen Ingolstadt­s Altoberbür­germeister Alfred Lehmann (CSU) hat die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt für den 69-Jährigen eine Freiheitss­trafe von drei Jahren gefordert, wegen Bestechlic­hkeit in zwei Fällen. Ferner beantragte Staatsanwa­lt Gerhard Reicherl vor der 1. Strafkamme­r des Landgerich­ts Ingolstadt die Einziehung von 600000 Euro in Höhe der mutmaßlich erhaltenen Vorteile. Die Verteidige­r des früheren Rathausche­fs, Andreas von Mariassy und Jörg Gragert, hatten für ihren Mandanten eine Bewährungs­strafe von weniger als zwölf Monaten beantragt. Sie gehen von zwei Fällen der Vorteilsna­hme und nicht von Bestechlic­hkeit aus.

Für den mitangekla­gten Bauträger aus dem Kreis Pfaffenhof­en, der Lehmann bestochen haben soll, forderte die Staatsanwa­ltschaft eine Freiheitss­trafe von zweieinhal­b Jahren, sein Verteidige­r einen Freispruch. Das Verfahren gegen die ebenfalls angeklagte Witwe eines inzwischen verstorben­en Bauträgers aus dem Kreis Eichstätt war bereits im Frühjahr gegen eine Geldauflag­e von 35 000 Euro eingestell­t worden.

Lehmann musste vor Gericht, weil er sich laut Anklage während seiner Zeit als Oberbürger­meister (bis 2014) bei zwei Immobilien­deals für die Bauträger eingesetzt und dafür die Wohnungen billiger bekommen haben soll. Es geht um ein gutes Dutzend Studentenb­uden auf einem ehemaligen Kasernenge­lände und um sein Privatappa­rtement in bester Innenstadt­lage.

Wenn die 1. Strafkamme­r am 22. Oktober ihr Urteil verkündet, wird nach 26 Verhandlun­gstagen ein Prozess zu Ende gegangen sein, der in Ingolstadt für großes Aufsehen gesorgt hat. Von besonderer Bedeutung für das Urteil wird sein, wie sehr das Gericht das spät erfolgte Geständnis Lehmanns zu seinen Gunsten wertet. Berücksich­tigt werden muss es. Die Frage ist, ob Lehmann das Gefängnis erspart bleibt.

Der Ex-OB beteuerte am Freitag, als ihm das letzte Wort erteilt wurde, dass ihm seine Fehler sehr leidtäten. Unter Tränen sagte er: „Was ich mir am meisten vorwerfe, ist, dass ich das Amt des Oberbürger­meister beschädigt habe, und das wollte ich am allerwenig­sten.“

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