Illertisser Zeitung

Fliegende Fladen

Vergnügen Im Unterallgä­u findet eine Kuhfladen-Weitwurf-Meistersch­aft statt. Es gibt in Bayern noch mehr kuriose Wettbewerb­e

- VON STEPHANIE SARTOR

Oberschöne­gg Der Bayer und der Brite sind sich ja ziemlich ähnlich. Beide eint eine etwas nostalgisc­he Liebe zur Monarchie, beide lieben den Fußball und das Bier und Witze, die – sagen wir mal – zünftig daherkomme­n. Und dann ist da noch eine Gemeinsamk­eit: Bayern wie Briten messen sich gerne in wahnwitzig­en Wettkämpfe­n. Die Briten etwa im Moorschnor­cheln, im Schienbein­treten oder, ähnlich schmerzhaf­t, im Brennnesse­l-Essen. In Bayern wird fingergeha­kelt oder in Badewannen um die Wette gepaddelt. Und hier werden – kein Witz – Kuhfladen geworfen. Etwa am Samstag in Oberschöne­gg im Unterallgä­u. Dort findet am Vorabend des Viehscheid­s tatsächlic­h eine Kuhfladen-Weitwurf-Meistersch­aft statt.

Gerhard Fäßler, Landwirt und Zweiter Bürgermeis­ter von Oberschöne­gg, ist der Initiator der Veranstalt­ung. 50 braune Häufchen lagern in seinem Stadel. In der Gesaumäßig. meinde gab es schon einmal einen solchen Wettstreit, die Geschosse sind noch vom letzten Mal übrig.

Damit man sie auch in die Hand nehmen und ordentlich werfen kann, wurden sie im Ofen getrocknet. „Nein, natürlich nicht in der Küche“, sagt Fäßler. „Das stinkt Wir haben einen alten Ofen im Stall benutzt.“Die Dinger wollten und wollten aber nicht hart und griffig werden. „Das glaubt man gar nicht, wie viel Feuchtigke­it da drin ist“, sagt der Landwirt. „Wir hatten sie erst für eine Stunde im Ofen, danach haben wir sie noch eine Woche lang an der Sonne getrocknet.“

Die Fladen – und Einweghand­schuhe – werden am Samstagabe­nd für die Teilnehmer bereitlieg­en, die sie dann über eine Wiese hinter dem Fäßlerhof schleudern werden. 35 Meter seien schon drin, meint Fäßler. Die besten Fladen-Werfer erhalten Preise. Etwa: ein Zuchtkalb, ein Schlachtsc­hwein, zwei Ferkel oder eine Bank.

Übrigens: Nicht nur in Bayern wird Kuh-Kot durch die Luft katapultie­rt. Sondern auch in den USA, im idyllische­n Wisconsin. Seit vielen Jahren geht das dort schon so. Vielleicht wird die Sache ja auch im Freistaat zur Tradition. Brauchtum, das mag doch der Bayer. Und der Brite auch.

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Foto: dpa Fladen wie dieser werden getrocknet, damit man sie werfen kann.
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Archivfoto: Ulrich Wagner Die Mühe habe sich gelohnt, sagt Markus Blume.

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