Späte Erkenntnisse zum strahlenden Müll
Eigentlich sollte es das nun gewesen sein: Das Gutachten des Öko-Instituts hat ausführlich dargelegt, wie wenig belastend die Verbrennung leicht strahlender Stoffe für Umwelt und Bevölkerung im Großraum Weißenhorn ist. Diese Erkenntnis stammt nicht von irgendwelchen Atomkraft-Lobbyisten, sondern von einer Einrichtung, die nicht im Verdacht steht, allzu große Nähe zu Kraftwerksbetreibern zu pflegen. Dass diese Ergebnisse ausgerechnet der FWKreisrat Jürgen Bischof anzweifelt, ist insofern interessant, als er gerne mal großzügig Gutachter aufmarschieren lässt, um noch dieses oder jenes bewerten zu lassen, bevor er eine Sache für entscheidungsreif hält. Seine laut geäußerte Skepsis bringt ihm zu Recht den Vorwurf ein, die Menschen zu verunsichern. Denn: Ja, natürlich basiert das Ergebnis des Gutachtens auf Rechenmodellen. Doch die wiederum fußen auf eindeutigen Messungen und die besagen: Da ist kaum was. Die radioaktive Belastung, welche vom Abfall aus Gundremmingen ausgeht, lässt sich nach Einschätzung des Gutachters vernachlässigen. Warum sollte man ihm das nicht glauben?
Eine Lehre muss aus der Angelegenheit trotzdem gezogen werden, das hat Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) schnell gemerkt: Die ganze Aufregung und möglicherweise das sicherlich teure Gutachten – die Abrechnung liegt noch nicht vor – hätte sich der Landkreis sparen können, wenn das Thema gleich richtig angepackt worden wäre. Die Brisanz wurde einfach unterschätzt, nachdem die Regierung von Schwaben bestätigt hatte, freigemessene Abfälle aus Atomkraftwerken zu verbrennen, entspreche Recht und Gesetz und sei unbedenklich. Erst durch die vom SPD-Kreisrat Herbert Richter öffentlich vorgetragenen Bedenken gegen die Verfeuerung von immer noch radioaktiv belastetem Material dämmerte es manchem Politiker, dass sich der Entsorgungsvertrag mit dem Landkreis Günzburg auch auf unerwünschte Materialien erstreckt. Das hatten die Kreispolitiker nicht überrissen. Jahrelang blieb die Angelegenheit unbemerkt, sowohl in den politischen Gremien als offenbar auch in der Verwaltung. Nur so konnte die ganze Aufregung gedeihen, die seit Anfang des Jahres viele Menschen erfasst hat. Sie können sich wieder beruhigen.
Das Gute ist: Die Angelegenheit wurde ausgesprochen gründlich beleuchtet, wenn auch mit Verspätung.