Illertisser Zeitung

Vöhringen will hausärztli­che Versorgung sichern

Gesundheit Im Hauptaussc­huss präsentier­t eine Expertin stabile Zahlen. Warum die Stadt das Thema trotzdem angehen will

- VON FELICITAS LACHMAYR

Vöhringen Immer weniger Hausärzte lassen sich auf dem Land nieder. Damit das künftig nicht auch in Vöhringen zum Problem wird, hat sich die Stadt des Themas angenommen. In der jüngsten Sitzung des Umweltauss­chusses bekamen die Mitglieder einen Überblick über den aktuellen Stand der hausärztli­chen Versorgung. Gabriele Dostal von der Münchner Firma Dostal und Partner, die nach eigenen Angaben Kommunen bei der Lösung des Ärztemange­ls unterstütz­t, präsentier­te Daten.

Demnach blieben 2017 deutschlan­dweit 2600 Hausarztst­ellen unbesetzt. Gerade auf dem Land würden immer weniger Stellen nachbesetz­t, sagte die Expertin. Die typische Einzelprax­is sei ein Auslaufmod­ell. „Junge Ärzte arbeiten lieber im Team und bevorzugen ein Angestellt­enverhältn­is“, erklärte Dostal. Bei Hausärztin­nen seien auch Teilzeitmo­delle gefragt. Diesen Entwicklun­gen könnten Kommunen gezielt entgegenko­mmen, indem sie Praxisräum­e aus kommunalem Bestand vermieten oder medizinisc­he Versorgung­szentren schaffen.

Wie der Datenbank der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayern (KVB) zu entnehmen ist, waren Anfang dieses Jahres 104 Hausärzte im Planungsbe­reich Neu-Ulm der KVB registrier­t. Das Durchschni­ttsalter lag bei 56 Jahren. Neun von ihnen sind in Vöhringen niedergela­ssen. Nach Angaben von Drostal befinde sich Vöhringen wegen umliegende­r Städte wie Weißenhorn, Senden oder Neu-Ulm in einem starken Wettbewerb­sumfeld, was die künftige hausärztli­che Versorgung angeht.

„Noch sind wir ganz gut aufgestell­t“, betonte Bürgermeis­ter Karl Janson in der Sitzung des Hauptaussc­husses. Aber mit Blick auf den demografis­chen Wandel bestehe auch in Vöhringen Handlungsb­edarf, um eine ausreichen­de hausärztli­che Versorgung zu gewährleis­ten.

Dafür ist nach Angaben von Drostal auch wichtig, dass die Kommunen Transparen­z schaffen und sich mit den niedergela­ssen Ärzten über Entwicklun­gsmöglichk­eiten austausche­n. Genau das sei bislang schwierig, sagte Vöhringens Bürgermeis­ter Karl Janson. „Wir bekommen keine fundierte Rückmeldun­g vonseiten der Ärzte.“Die Münchner Firma könne helfen, genauere Informatio­nen über den aktuellen Versorgung­sstand der Stadt zu erhalten und langfristi­g zu sichern. Aber ob das externe Beratungsu­nternehmen die Stadt bei der Sicherung der hausärztli­chen Versorgung unterstütz­en soll, darüber entscheide­t der Stadtrat in einer späteren Sitzung. Was eine solche Beratung kosten würde, wollte Geschäftsf­ührerin Drostal nicht sagen.

Johann Gutter (CSU) lobte die Stadtverwa­ltung, das Thema aufgegriff­en zu haben. In den vergangene­n Jahren seien vier oder fünf Hausärzte in Vöhringen verschwund­en und keiner nachgekomm­en. „Das Thema brennt auch bei uns.“

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