Illertisser Zeitung

Schon wieder Kienle

Regionalli­ga Südwest Der Ulmer Stürmer hat sich im WFV-Pokal verletzt und fällt ein paar Wochen lang aus. Das wirft ihn auf dem Weg zu alter Stärke zurück

- VON GIDEON ÖTINGER

Ulm Aus Sicht des SSV Ulm 1846 Fußball und seines Trainers Holger Bachthaler gab es beim knappen 9:8-Sieg nach Elfmetersc­hießen im WFV-Pokal gegen Bissingen zwei erfreulich­e Dinge. Erstens: Das Spiel wurde gewonnen und ebnete den Weg ins Viertelfin­ale des Pokalwettb­ewerbs. Zweitens: Zumindest die Reaktion der Spatzen auf den zwischenze­itlichen 1:3-Rückstand passte und es spricht für sie, dass sie den Willen aufbrachte­n, den starken Oberligist­en noch zu besiegen bei widrigen Verhältnis­sen. Bachthaler hat hinterher gegenüber der Mannschaft diese gute Reaktion in den Vordergrun­d gestellt, verriet er auf einer Pressekonf­erenz am Freitag. „Wir stecken gerade in einer Situation, in der jeder nur darauf schaut, was schlecht läuft.“Deshalb wollte er das Positive betonen, wobei er auch sagt, dass ihm die Leistungen der vergangene­n Spiele durchaus gefallen haben. Verschweig­en, dass

Ulmer gehen mit dem Pokalspiel selbstkrit­isch um

die Partie gegen Bissingen kein Glanzstück war, möchte er aber auch nicht. „Da ist jeder Spieler selbstkrit­isch genug.“

Zu den unerfreuli­chen Dingen des Pokalspiel­s gehörte vor allem die Defensive, die Bachthaler gar nicht gefallen hat: „Nahezu jede Situation der Bissinger im Sechzehnme­terraum führte zur Torchance.“Dazu habe er bei ein paar Spielern auf dem Platz gesehen, dass sie noch Arbeit vor sich haben. Bachthaler nutzt den Pokal ganz gerne, um auch mal die Fußballer zum Zug kommen zu lassen, die in der Liga wegen des breiten Kaders und ihrer Leistungen kaum spielen und dementspre­chend unzufriede­n sind. Die Rotation aufgrund der vielen personelle­n Möglichkei­ten ist einer der Punkte, die Bachthaler von außen immer wieder vorgeworfe­n werden. Er sagt: „Es ist ja immer ein schmaler Grat.“Wenn sein Team gewinne, werden von Beobachter­n keine Diskussion­en darüber geführt, wer spielt und wenn es nicht läuft, stehe der Kader infrage. „Wir waren überzeugt, dass das Team Bissingen schlagen kann.“Das ist ja auch gelungen. In der aktuellen Phase sei so ein „dreckiger Sieg“eben auch mal nötig, erklärt der Ulmer Trainer. Schließlic­h sind es die Ergebnisse, die zählen.

Das Ergebnis vom Mittwoch hat aber einen weiteren bitteren Nachgeschm­ack: Stürmer Steffen Kienle zog sich einen Muskelfase­rriss an den Adduktoren zu und muss voraussich­tlich zwei bis vier Wochen pausieren. Das ist zwar nichts im Vergleich zu seinem langwierig­en Kreuzbandr­iss, der ihn zehn Monate lang vom Fußballpla­tz weghielt, doch er kommt zu einer ungünstige­n Zeit. Für Kienle ist es wichtig, wieder Spielpraxi­s zu sammeln, um zu alter Stärke zu finden und wieder der wichtige Faktor im Ulmer Spiel zu werden, der er vor dem Kreuzbandr­iss war. Noch ist der 24-Jährige torlos in der aktuellen Saison der Regionalli­ga Südwest, in seinen bislang sieben Einsätzen in der Liga präsentier­te er zwar in manchen Situatione­n seine Stärken, bei voller Leistungsf­ähigkeit ist er allerdings noch nicht. Sein Ausfall ist auch insofern bitter, da die Spatzen am Sonntag (15 Uhr) im Ligaspiel beim Aufsteiger FC Gießen offensiv etwas ausgedünnt sein könnten. Burak Coban wird nach seiner Gelb-Roten Karte vom Pokalspiel gesperrt fehlen, Ardian Morina hat Probleme mit dem Knie.

Für die Spatzen ist das Spiel in Hessen die Möglichkei­t, die Leistung im Pokal vergessen zu machen: „Die Zielsetzun­g muss sein, etwas mitzunehme­n“, sagt Holger Bachthaler. Er hofft, dass seine Mannschaft gestärkt durch den Arbeitssie­g in Bissingen nach Gießen fährt. Eine „positive Stimmung durch positive Ergebnisse“wünscht er sich. Eine solche Stimmung herrscht in Gießen schon vor. In einem Benefizspi­el besiegte der Regionalli­gist die Erstliga-Fußballer von Eintracht Frankfurt mit 3:1. Die liefen zwar nicht in Bestbesetz­ung auf, aber welche Euphorie ein Sieg gegen die Bundesligi­sten auslöst, weiß Ulm ganz genau. »Diese Woche Seite 27

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Steffen Kienle vom SSV Ulm 1846 Fußball am Ball im Spiel gegen die TSG Balingen. Er war dabei, sich von einem Kreuzbandr­iss zu erholen, verletzte sich diese Woche allerdings erneut.
Foto: Horst Hörger Steffen Kienle vom SSV Ulm 1846 Fußball am Ball im Spiel gegen die TSG Balingen. Er war dabei, sich von einem Kreuzbandr­iss zu erholen, verletzte sich diese Woche allerdings erneut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany