Worte des Lebens, Bilder vom Krieg
Selten geht ein Buch auf so vielfältige Weise schief – und ist dabei doch großartig. Denn was konstruiert der bereits mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Jérôme Ferrari darin nicht alles! „Nach seinem Bilde“richtet sich in den Kapiteln nach dem Aufbau einer Messe – die nämlich muss ein Priester für seine geliebte, plötzlich gestorbene Nichte halten. Jedes Kapitel verweist zudem auf eine Ikone der Kriegsfotografie, weil jene verunglückte Antonia als Kriegsfotografin gearbeitet hat, im Jugoslawien-Krieg und vor allem im Bürgerkrieg in ihrer Heimat, auf Korsika. Aber gezeigt werden die ikonischen Bilder in diesem so schönen, samt Leinen handschmeichlerischen Buch nicht. Und dann schneidet der ja selbst von jener Insel stammende und immer wieder über sie schreibende Jérôme Ferrari die Geschichte dieses Konflikts auch noch gegen: mit dem Leben der Antonia, mit den Gedanken des Onkels, mit den Biografien berühmter Kriegsfotografen, mit dem Verlauf des Gottesdienstes…
Und eigentlich geht gar nichts davon auf. Aber vielleicht gerade in diesen Trümmern des Großen und Kleinen entstehen so starke Momente, die eben mehr über das Leben und den Krieg, die Liebe und den Tod erzählen als ein so nett nach Muster sich entfaltendes BestsellerPanorama wie in Fernando Aramburus „Patria“. Denn so ist doch auch das Menschsein: erhaben und lächerlich, vergeblich und zauberhaft, ungerecht und schön, sinnvoll und zufällig. Wolfgang Schütz Jérôme Ferrari: Nach seinem Bilde