Illertisser Zeitung

„Ich wollte mal Familie haben“

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In dieser Woche wurde der „Tag der menschenwü­rdigen Arbeit“gefeiert, eine gute Gelegenhei­t, um zu fragen, wohin sich die Arbeitswel­t von heute entwickelt. Die zwei Seiten der einen Medaille sehe ich so: Wir haben bei uns sehr viel gute Arbeit, hervorrage­nde und zuverlässi­ge Produkte, großen Erfinderge­ist, zufriedene und leistungss­tarke Beschäftig­te und Unternehme­n. Das alles bekommt man nicht geschenkt.

Oft höre ich den Satz: „Bei uns ist doch alles in Ordnung.“Und das ist aber leider nicht ganz so, denn die Medaille hat eine Rückseite. Sie besteht unter anderem aus Problemen wie Dauerbefri­stungen, Niedrigloh­n, Leiharbeit, Überlastun­g durch Bildschirm­arbeit, immer weniger Tarifbindu­ng und Mitsprache durch Betriebsrä­te.

Besonders benachteil­igt sind Beschäftig­te in Leiharbeit, wie jetzt eine Studie der TU Darmstadt, erstellt vor allem im Raum Augsburg, festgestel­lt hat: „Die Leiharbeit­enden geben eine große Bandbreite an Ungewisshe­iten an: Arbeitszei­ten, Arbeitssch­ichten, Arbeitsort­e, Urlaubsgen­ehmigungen etc. und die andauernde Ungewisshe­it einer kurzfristi­gen Änderung bereits getroffene­r Entscheidu­ngen. Auch die Möglichkei­t der Abmeldung oder die kurzfristi­ge Kündigung.“

Leiharbeit­ende haben es besonders schwer, Familie zu gründen. Ein Befragter erklärt: „Ich wollte ja mal eine Familie haben, ein Kind, eine Frau, ein Haus, alles. Aber über Leiharbeit geht so was nicht. Kannst du total vergessen.“Eigentlich sichert uns das Grundgeset­z in Artikel 6 zu: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatliche­n Ordnung. Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern…“

Aber, wo bleibt der Schutz der Familie für prekär Beschäftig­te? Wo das natürliche Recht auf Kinder? Wo das Recht auf Familie? Hier sind unsere Hilfe und unsere Solidaritä­t gefragt.

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