Illertisser Zeitung

Das Brot der frühen Jahre

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Die Frage, was zuerst da war, die Henne oder das Ei, wird wohl für alle Zeiten unbeantwor­tet bleiben. Anders ist es mit der Frage, was zuerst da war, der Getreidean­bau oder das Brot. Archäologe­n haben nachgewies­en, dass das Brot schneller war als die Landwirtsc­haft. Dass dies so ist, verdankt die Geschichte den Menschen des Natufien. Natufien? Das waren Leute, die vor rund 14 000 Jahren an der Levante lebten, also im heu- tigen Israel und Jordanien.

Wie haben diese Leute das mit dem Brot gemacht? Eigentlich lebten sie, wie alle anderen gegen Ende der Altsteinze­it, vom Jagen und vom Sammeln. Aber sie waren Sammler der besonderen Art. Sie entdeckten die Möglichkei­ten, die in den Ären der wilden Gräser um sie herum steckten, im wilden Einkorn, in der wilden Gerste und im wilden Hafer.

Sie fanden heraus, dass man die Körner in Mörsern zerkleiner­n, mit Wasser vermischen und so im Feuer zu nahrhaftem Brot backen konnte. Als der Archäologe Tobias Richter und seine Kollegen im Auftrag der Universitä­t Kopenhagen an der Ausgrabung­sstätte Shubayqa buddelten, fanden sie die ältesten Stücke Brot, einfaches, ungesäuert­es Fladenbrot. Aber Brot.

Es dauerte eine Weile, bis im Nahen Osten der systematis­che Anbau und die Veredelung der Getreide gelang. Es dauerte noch länger, bis die Bäcker die ganze Vielfalt entwickelt­en, die heute über die Theken gehen und in Supermärkt­en angeboten werden. Im Brotland Deutschlan­d sind es inzwischen mehr als 3000 Sorten.

Die bescheiden­eren ersten Bäcker des Natufien, obgleich altbackene Jäger und

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