Illertisser Zeitung

Söder sieht die AfD auf dem Weg zur neuen NPD

Umfrage Mehrheit glaubt, dass die Partei Nährboden für Rechtsterr­orismus bereitet

- VON STEFAN LANGE

Berlin/Saarbrücke­n Der rechtsterr­oristische Anschlag von Halle hat eine Debatte über die Konsequenz­en ausgelöst. Für Aufsehen sorgte vor allem die Einschätzu­ng des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder: „Die AfD ist nicht auf dem Weg, eine bessere und ehrlichere CDU zu werden. Die AfD ist auf dem Weg, die wahre NPD in Deutschlan­d zu sein“, sagte der CSU-Vorsitzend­e beim Deutschlan­dtag der Jungen Union in Saarbrücke­n. Das Bundesverf­assungsger­icht hatte die rechtsextr­eme NPD 2017 als verfassung­sfeindlich eingestuft, allerdings nicht verboten.

CDU-Chefin Annegret KrampKarre­nbauer rückte die AfD in einer engagierte­n Rede auf dem Deutschlan­dtag ebenfalls in die rechtsradi­kale Ecke. Es habe vor der Tat von Halle bereits andere Alarmzeich­en gegeben, sagte sie. „Aber das Problem ist, dass keines dieser Alarmzeich­en so angekommen ist, dass man erkennt: Rechtsradi­kalismus und der politische Arm des Rechtsradi­kalismus, die AfD, sind ein wirkliches Problem in Deutschlan­d.“Die AfD wandte sich vehement gegen die Schuldzuwe­isungen. „Es ist tief beschämend, dass im Zusammenha­ng mit dieser schrecklic­hen Tat in Halle jetzt eine solche politische Instrument­alisierung beginnt“, sagte der AfD-Bundesvors­itzende Jörg Meuthen am Samstag auf dem hessischen AfD-Landespart­eitag in Neuhof.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) mahnte erneut die von ihm geforderte Stärkung der Sicherheit­sbehörden und neue Kompetenze­n an. Der Minister wirbt für neue Stellen bei Bundeskrim­inalamt und Verfassung­sschutz sowie neue gesetzlich­e Auskunftsp­flichten für soziale Netzwerke wie Facebook: Die Anbieter sollen verpflicht­et werden, Straftaten und auch IP-Adressen mitzuteile­n, über die Nutzer identifizi­ert werden können.

Auch die FDP bezog in der Diskussion um die Rolle des Internets bei der Verbreitun­g von Hetze und Hass klare Position. Der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Stephan Thomae forderte einen grundlegen­den Umbau der Sicherheit­sarchitekt­ur in Deutschlan­d. „Wir brauchen mehr digitale Vernetzung und digitale Kompetenz bei den Sicherheit­sbehörden sowie eine bessere technische und personelle Ausstattun­g, um gegen Radikalisi­erung im Netz vorzugehen“, sagte Thomae, der in der Fraktion für Innen- und Rechtspoli­tik zuständig ist, unserer Redaktion. Der FDP-Politiker warnte gleichzeit­ig vor einer neuen Art von Terrorismu­s. Man habe es nicht mehr mit organisier­ten Terrorzell­en, sondern mit „Schwarmter­rorismus“zu tun. Dabei handele es sich um „bislang unauffälli­ge Täter, die im Schwarm mitschwimm­en, sich dann aber nach und nach selbst im Netz radikalisi­eren und dann plötzlich aus dem Schwarm ausscheren“, erklärte er. Es handele sich zwar im strafrecht­lichen Sinne um Einzeltäte­r, diese wüssten sich aber „von einer breiten Phalanx dumpfer Unterstütz­er“getragen.

Im aktuellen Deutschlan­dtrend des Forsa-Instituts büßt die AfD spürbar an Zustimmung ein – anders als Grüne und Linke. Demnach hat die AfD zwei Prozentpun­kte verloren. Hätten sich von Montag bis Mittwoch noch 13 Prozent der Befragten für die AfD ausgesproc­hen, seien es nach dem Anschlag in Halle noch elf Prozent gewesen. Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, sind 90 Prozent der Befragten ohne AfD-Präferenz seit dem Anschlag in Halle davon überzeugt, dass die AfD durch ihr Auftreten und ihre Wortwahl rechtsextr­emen Gewalttate­n einen geistigen Nährboden bereite.

Einen Bericht über den turbulente­n Deutschlan­dtag der JU finden Sie auf der Politik. Der Kommentar beschäftig­t sich mit dem Verhältnis der AfD zum Rechtsextr­emismus.

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