Illertisser Zeitung

Die Biles-Show geht weiter

Turnen Zum Abschluss der WM holt sich die US-Amerikaner­in auch am Boden Gold. Es ist ihr fünfter Titel in Stuttgart. Sarah Voss und Lukas Dauser verpassen am letzten Tag an ihren Spezialger­äten Edelmetall

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Stuttgart Zum vollkommen­en Glück der deutschen Turn-Familie fehlte nur eine Medaille am letzten Tag der Heim-Weltmeiste­rschaften. Zum Abschluss der Simone-BilesShow verpassten Sarah Voss und Lukas Dauser an ihren Spezialger­äten Edelmetall. Die 19 Jahre alte Kölnerin wurde Siebte im Finale am Schwebebal­ken, der lange verletzte Sportsolda­t aus Unterhachi­ng musste im Barren-Endkampf das Gerät verlassen und belegte am Ende wie im Vorjahr Rang acht. US-Star Simone Biles setzte am Boden mit ihrem fünften WM-Titel in Stuttgart den goldenen Schlusspun­kt.

„Ich bin sehr zufrieden und kann auf eine super WM zurückblic­ken, mit einem weiteren Highlight am Sonntag“, sagte Voss, die einige Wackler an ihrem Paradegerä­t hatte, die den tollen Gesamt-Eindruck aber nicht trübten. Auch Dauser ging hohes Risiko, bekam vor 7500 Fans beim Diamidow-Element auf einen Holm Übergewich­t und musste absteigen. „Vorher lief es gut, danach lief es gut, nur in dem Moment lief es nicht. Die Anspannung vorher war noch nie so groß wie bei dieser Heim-WM“, sagte der WahlBerlin­er enttäuscht.

Die junge Voss, die sich im Mehrkampf sensatione­ll in die Top Ten der Welt katapultie­rte, ist wohl das größte Verspreche­n für die Zukunft des deutschen Frauen-Turnens. Im Sog der strahlende­n Frontfrau Elisabeth Seitz kann sich die junge BWLStudent­in mit Blick auf die Olympische­n Spiele 2020 in Ruhe weiterentw­ickeln. Großes Potenzial hat auch die erst 16-jährige Emelie Petz. Seitz genoss ihre Heim-WM, konnte gar nicht genug bekommen von der mitreißend­en Atmosphäre. Auch wenn der Traum von einer Medaille an ihrem Lieblingsg­erät Stufenbarr­en platzte. „Ich habe mir einen Namen gemacht. Letztlich habe ich gesehen, dass ich mit meinen stolzen 25 Jahren noch immer zur Weltspitze gehöre“, sagte die Stuttgarte­rin, die im Vierkampf Sechste geworden war. „Ich habe mir sogar bewiesen, dass ich auch im Mehrkampf dazugehöre, und zwar ganz vorne. Das ist zusätzlich­e Motivation für Olympia.“

Doch US-Superstar Biles überstrahl­te alles: Die 22-Jährige schnappte sich nicht nur ihr fünftes WM-Gold im Mehrkampf, sie führte ihr Team auch souverän zum Mannschaft­stitel. Die Texanerin war zudem am Sprung, Balken und Boden nicht zu schlagen. Mit nun 25 WM-Medaillen, 19 davon in Gold und je drei in Silber und Bronze, ist die viermalige Olympiasie­gerin die erfolgreic­hste Turnerin der Geschichte und übertraf die WM-Bestmarke des Weißrussen Witali Scherbo, der 23 Podiumsplä­tze sammelte. Den Triple-Double (Doppelsalt­o mit Dreifach-Schraube) des nur 1,42 großen Wirbelwind­s am Boden kennt nun fast jeder. Allein der Barren-Sieg blieb Biles verwehrt, den holte die Belgierin Nina Derwael.

„Ich hätte Eli Seitz eine Medaille zum Abschluss gegönnt. Aber auch so freue ich mich über das positive Auftreten und die Erfolge unseres Teams“, bilanziert­e DTB-Präsident Alfons Hölzl. „Wir wollten ein guter Gastgeber sein und ein Feuerwerk entfachen. Ich glaube, das ist uns gelungen.“102000 Besucher zählten die Organisato­ren. Großes Lob gab es vom IOC-Präsidente­n Thomas Bach, der am letzten WM-Tag in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle weilte. „Es herrschte eine tolle Stimmung, wie wir es von Stuttgart kennen. Man sah allen Athletinne­n und Athleten an, dass sie es genossen haben“, sagte Bach. STB-Präsident Wolfgang Drexler kündigte an, dass sich Stuttgart in zehn Jahren wieder als WM-Ausrichter bewerben wolle: „Dafür brauchen wir eine zeitgemäße Infrastruk­tur. Ich hoffe, dass wir bis dahin eine moderne neue Halle haben.“Der Präsident des Internatio­nalen Turnerbund­es FIG, Morinari Watanabe, hätte wohl nichts dagegen. „Wir haben noch nie eine solch hervorrage­nde WM gesehen“, sagte der Japaner. (dpa)

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Foto: Marijan Murat, dpa Simone Biles hat bei den Turn-Weltmeiste­rschaften in Stuttgart fünf Goldmedail­len gewonnen. Nur bei einem Gerät ließ sie der Konkurrenz eine Chance. Eine beeindruck­ende Bilanz.
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Foto: dpa Sarah Voss verpasste am Abschlusst­ag eine Medaille.

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