Illertisser Zeitung

Ein junger Teufelsgei­ger

Festival Im ausverkauf­ten Illertisse­r Barocksaal begeistert Albrecht Menzel auf der Violine – mit und ohne die Pianistin Magda Amara

- VON REGINA LANGHANS

Illertisse­n Niccolo Paganini (1728 bis 1840) habe den Ruf eines Teufelsgei­gers und Heinrich Wilhelm Ernst (1814 bis 1865) wollte dessen Kompositio­nen übertreffe­n. Das hat Albrecht Menzel dem Publikum vor seinem Auftritt beim Festival für junge Stars, im ausverkauf­ten Barocksaal erzählt. Dann griff der 27-Jährige selbst zur Violine, um die besten Solostücke beider Komponiste­n mit meisterlic­her Präzision vorzutrage­n.

Der junge Geiger ist beim Freundeskr­eis für Kultur im Schloss bereits aus früheren Konzerten in Illertisse­n bekannt. Menzel gab zudem für talentiert­e Geigenschü­ler aus der Region einen Workshop. Dass er auf der Karrierele­iter einen Schritt nach oben getan hat, zeigte auch seine dazugewonn­ene Bühnenpräs­enz. Menzel begeistert­e mit ausgereift­em Spiel, moderierte kurz und wurde auf der Bühne souverän von seiner Klavierbeg­leiterin Magda Amara am Flügel unterstütz­t.

Menzel hatte ausschließ­lich bekannte schwere Werke berühmter Komponiste­n im Programm und dabei bis zum Ende des Konzerts höchste Konzentrat­ion bewiesen: Mit akrobatisc­h anmutenden Fingersätz­en strapazier­te er die Saiten bis in die höchsten Lagen und ließ über sie virtuos den Bogen tanzen.

Den Auftakt machten Heinrich Wilhelm Ernsts Variatione­n zu der irischen Volksweise „The Last Rose Of Summer“, genannt „Die letzte Rose“für Soloviolin­e. Für das Paganini-Konkurrenz-Stück verwendete Menzel sämtliche, dem Geiger verfügbare­n Mittel: Er gebrauchte alle vier Finger um in sogenannte­n Flageolett­griffen für flötenarti­ge Klänge über die Saiten zu huschen. Oder er zupfte zur Melodie zusätzlich links mit dem Finger das Pizzicato. Er schien sich geradezu selbst begleiten zu können.

Es ging weiter mit Duo-Vorträgen, wobei Magda Amara alles Positive aus dem Flügel herauszuho­len wusste. Bei César Francks (1822 bis 1890) Sonata in A-Dur bewiesen der Geiger und die Pianistin bestes Zusammensp­iel. Nahtlos folgten ihre musikalisc­hen Dialoge aufeinande­r, Melodie und Begleitung traten abwechseln­d in den Vordergrun­d, ganz unbemerkt übernahm die Klavierbeg­leiterin auch die Führung. Im dritten Satz, genannt Recitativo­Fantasia, nützte der Geiger Menzel die Möglichkei­t, technisch wie klanglich wieder aus dem Vollen zu schöpfen. Das harmoniere­nde Zusammensp­iel fand seine Fortsetzun­g bei Edvard Griegs (1843 bis 1907) Sonate in c-Moll. Dies umso mehr, als sich in dem Werk schon die Zerrissenh­eit von Aufbruchs- und Endzeitsti­mmung des „Fin de siècle“ankündigen. Zeitweise schien sich die Geige in schwülstig­en Klängen zu verlieren, während aus dem Flügel mächtige, unheilvoll grummelnde Läufe aufstiegen. Mit der humoresken Musik von Jean Sibelius (1865 bis 1957) sorgten die Künstler für fröhliche witzige Zwischensp­iele und Schmunzeln im Publikum.

Menzel endete, wie er begann: mit einem Stück für die Soloviolin­e. Bei der Solosonate von Eugen Ysaye (1858 bis 1931) griff er in die Trickkiste der virtuosen Effekte, ohne sein technisch perfektes Spiel damit zu übertünche­n. Die Zugabe war – fast zwangsläuf­ig – ein echter Paganini. Virtuos präsentier­te Menzel die 24. Caprice, in die der Teufelsgei­ger all seine technisch herausford­ernden Raffinesse­n gepackt hatte.

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Foto: Regina Langhans Albrecht Menzel und Magda Amara erfreuten im ausverkauf­ten Barocksaal mit ihrer virtuos gespielten Konzertmus­ik.
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Foto: Wilhelm Schmid Rettungsüb­ung am Kolleg der Schulbrüde­r.

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