Pakt mit dem Diktator
Krieg Eine Kurdenmiliz kontrolliert den Nordosten Syriens. Bis die verbündeten Amerikaner abziehen und die verfeindete türkische Armee angreift. Nun bitten die Kurden in ihrer Not ausgerechnet Syriens Herrscher Assad um Beistand. Und plötzlich ist in dem
Nusaybin Als sich die Nachricht verbreitet, strömen die Menschen auf die Straßen. Mit Autohupen, Freudenschüssen in die Luft und Sprechchören feiern viele Bewohner von Qamischli am Sonntagabend eine Vereinbarung, die den Weg zur Rückkehr der syrischen Armee in ihre Stadt ermöglichen soll. „Wir haben die ganze Nacht gefeiert, ich habe nicht geschlafen“, erzählt Nidal Rahawi, ein assyrischer Christ, am Telefon unserer Redaktion.
Seine Heimat wird nur durch einen Grenzzaun von der türkischen Stadt Nusaybin getrennt. Nun sind die Türken diejenigen, die durch ihre Militäroffensive in Nordsyrien eine Kettenreaktion in Gang gesetzt haben, die das Kräfteverhältnis zwischen den diversen Akteuren im Syrien-Konflikt durcheinanderwirbelt. Die Karten werden neu gemischt. Doch schon jetzt lässt sich absehen, wer die Gewinner und Verlierer sein werden.
Was den christlichen Aktivisten Rahawi und andere Bewohner von Qamischli an diesem Abend nach mehreren Tagen schwerer Kämpfe in ihrer Stadt auf die Straße treibt, ist eine Abmachung zwischen der syrischen Kurdenmiliz YPG und der Regierung in Damaskus. Die YPG, die seit Jahren im Nordosten Syriens herrscht und von der Türkei als Ableger der Terrororganisation PKK bekämpft wird, ist durch die türkische Intervention in die Defensive gedrängt worden und hat wegen des zone“möglicherweise nicht durchsetzbar. Assad beansprucht das ganze Staatsgebiet und dürfte sich kaum mit einer türkisch kontrollierten Zone auf dem eigenen Territorium anfreunden. Allerdings muss die syrische Regierung vorsichtig vorgehen. Ihre Armee ist den türkischen Truppen eindeutig unterlegen.
Für die YPG ist der Vertrag mit Assad eine Notlösung. Die Kurdenmiliz hat sich lange auf den Schutz durch die USA verlassen und steht seit der Entscheidung von Präsident Donald Trump zum Truppenrückzug allein da. Deshalb muss sich die YPG zwischen zwei Übeln entscheiden: den türkischen Vormarsch hinzunehmen oder die Assad-Regierung um Hilfe zu bitten. Dass die syrische Führung der Fortsetzung der YPG-Selbstverwaltung zustimmen wird, ist unwahrscheinlich.
Aber auch für die Türkei wird es ungemütlicher. Die Einigung zwischen YPG und Damaskus könnte die Lage für die Türkei schwieriger machen, sagt der Soziologe Mesut Yegen von der Istanbuler SehirUniversität dem türkischen Nachrichtenportal T24. Er erwartet, dass sich die Türkei in Nordsyrien am Ende mit weit weniger zufriedengeben muss, als sie ursprünglich angestrebt hat.
Die Türken kämpfen zudem nicht nur gegen die YPG, sondern auch gegen die internationale Welle der Kritik am Syrien-Einmarsch. Donald Trump kündigt am Montag „große Sanktionen“gegen Ankara an. Nach Berichten der Syrischen
Wie Christen vor Ort die neue Lage sehen Trump kündigt Sanktionen gegen die Türkei an