Filmabend: Wie sich der Landkreis gewandelt hat
Kultur In Vöhringen geben historische Aufnahmen einen Einblick in das Leben der 1960er-Jahre
Vöhringen Der Mähdrescher auf dem Acker wirkt fast filigran. Weit und breit ist kein Maisfeld in Sicht, die Siedlungen zeigen noch ihre unverwechselbare Silhouette. Die historischen Aufnahmen, die die Zuschauer beim Filmabend des Vereins der Vöhringer Stadt- und Industriegeschichte zu sehen bekamen, waren einmalig.
Flächenverbrauch schien in den 1960er-Jahren, als die Bilder entstanden, ein Fremdwort zu sein. Die heutigen Probleme von Umweltverschmutzung und Klimawandel hatten noch keinen Einzug gehalten in das Landleben von damals. Durchaus idyllisch wirkten die Bilder.
„Unser Landkreis Illertissen“lautete der Titel der Dokumentation, die den Filmabend des Vereins der Vöhringer Stadt- und Industriegeschichte im Restaurant Blue Lagoon in Vöhringen eröffnete. Dafür haben die Mitglieder teilweise historisches Material von der Kreisbildstelle ausgeliehen, erklärte Herbert Walk, zweiter Vorstand des Vereins.
Der Kreis Illertissen gehört seit 1972 der Vergangenheit an. Damals wurde das Gebiet quasi in der Mitte durchtrennt: Der nordwestliche Teil ging im Illerkreis auf – später umbenannt in Kreis Neu-Ulm, der Südosten hingegen wurde in den Landkreis Mindelheim, heute Unterallgäu, integriert.
Wenige Jahre vor dieser Neustrukturierung wurde der Heimatfilm produziert, weiß Herbert Wald. Erst kürzlich sei das alte, aber immerhin schon farbige Filmmaterial digitalisiert worden.
Bei der Präsentation in Vöhringen erfuhren die interessierten Zuschauer, dass bedingt durch den Waldreichtum zahlreiche holzverarbeitende Betriebe in der Region angesiedelt waren. Allerdings nahm damals schon die Entwicklung einer immer stärker wachsenden Industrialisierung, auch in der Landwirtschaft, ihren Lauf. So bemerkte der Kommentator im Film das Verschwinden vieler örtlicher Molkereien, die nur noch als Milchsammelstellen für überregionale Großbetriebe dienten.
Von den Diskussionen über die Neustrukturierung der Landkreise handelte der zweite Filmbeitrag. Ein Plakat mit der Parole: „So geht´s nicht“an der Eingangstür des Illertisser Landratsamts zeigte, wie gespalten die Menschen im Landkreis über die Umstrukturierung waren. Das diese letztendlich doch glückte, davon berichtete der dritte Teil des Filmabends unter dem Titel „Entlang der Iller“.
Die Zuschauer bekamen in dem 20-minütigen Film einen Einblick in die kulturhistorische Vergangenheit des zusammengewachsenen Landkreises Neu-Ulm. Neben brillanten Luftaufnahmen des Vöhlinschlosses in Illertissen war auch ein Blick in die Trachtenstube der Unterillertaler in Senden zu sehen. Wie aus dem Beitrag von damals zu erfahren, ist die Form der schwäbischen Lederhose älter als die der bayerischen.
Luftaufnahmen jüngster Zeit zeigten Vöhringen aus der Vogelperspektive. Sie verdeutlichten den enormen Wandel, den Stadt und Land in den vergangenen fünfzig Jahren erlebten.