Illertisser Zeitung

Raus aufs Land – und gleich Kandidat

Politik Alex Eder ist mit seiner Familie im Januar von München nach Türkheim gezogen. Und plötzlich ist er Landratska­ndidat der Freien Wähler im Landkreis Unterallgä­u. Wer ist der 36-Jährige?

- VON JOHANN STOLL

Landkreis Unterallgä­u Es war der amtierende Landrat Hans-Joachim Weirather persönlich, der den ersten Kontakt herstellte. Weirather, der sich im nächsten Jahr nicht mehr zur Wahl stellt, machte sich auf die Suche nach seinem möglichen Nachfolger. Er wurde im Bauamt Krumbach fündig, wo seit August 2019 Alex Eder als Abteilungs­leiter für das Straßennet­z im Landkreis Günzburg zuständig ist. Weirather legte seinen Freien Wählern den Kandidaten dringend ans Herz. Und auch dort überzeugte Eder nach intensiven Gesprächen die gesamte Führungsma­nnschaft.

Mit vier möglichen Bewerbern hatten die Freien Wähler Gespräche geführt, berichtet Reinhold Bässler, der dem Vorstand angehört. Einstimmig fiel die Wahl auf Eder. Noch steht zwar die offizielle Nominierun­g am 23. Oktober in Günz aus. Sie gilt aber als reine Formsache. Die Findungsgr­uppe um German Fries, Reinhold Bässler, Stephan Drexel und Josef Steidele hatte Eder überzeugt, dass er das Zeug dazu hat, „die erfolgreic­he Arbeit unseres Landrats Weirather fortzusetz­en“, wie es der Kreisvorsi­tzende Stephan Drexel im Gespräch mit unserer Redaktion formuliert.

Alex Eder hat bisher keine kommunalpo­litische Erfahrung, auch wenn der Umgang mit Bürgermeis­tern und Landräten seit vielen Jahren zu seinen Aufgaben gehört. In München war er Abteilungs­leiter am Bauamt Freising, das für die drei Fürstenfel­dbruck, Dachau und Freising zuständig ist. Ehrenamtli­ch engagiert er sich als Geschäftsf­ührer bei der Vereinigun­g der Straßenbau- und Verkehrsin­genieure Bayern.

Noch zu Jahresbegi­nn 2019 war Eder am Bayerische­n Ministeriu­m für Wohnen, Bau und Verkehr. Es war die Zeit, als er mit seiner Familie ins Unterallgä­u zog. Das war eine bewusste Entscheidu­ng. Er und seine Frau wollten aufs Land – der Kinder wegen. München war ihnen zu hektisch und zu unübersich­tlich geworden. Im Januar 2019 haben Alex und Lisa Eder mit ihren beiden Söhnen (drei und sechs Jahre alt) in Türkheim ihr Traumhaus bezogen. Sie hatten lange gesucht. In das hübsche Türkheim mit seiner guten Kinderbetr­euung und den weiterführ­enden Schulen haben sie sich sofort verliebt. „Ich bin da noch davon ausgegange­n, dass ich längere Zeit nach München pendeln werLandkre­ise de“, erzählt Eder beim Redaktions­gespräch. Aber schon im Sommer ereilte ihn der Ruf nach Krumbach. Als dann Weirather anklopfte, sorgte das erst einmal für einige schlaflose Nächte. Seine Frau reagierte „überrasche­nd positiv“, wie er sagt. Die viele Zustimmung, die er in der Folge verspürt habe, ermunterte ihn, das Wagnis einzugehen. Inzwischen ist er sicher: Landrat im Unterallgä­u ist ein Traumjob.

In Türkheim hat die Familie vor allem über die Kinder Anschluss gefunden. Seine Frau, die aus Lüneburg stammt, ist Mitglied im Elternbeir­at. Der ältere Sohn ist von Eishockey begeistert. Vom schönen Unterallgä­u haben sie bisher nur einen Teil gesehen. In allen 52 Gemeinden war Eder noch nicht.

Eder schlägt in seiner Familie als Techniker ein wenig aus der Reihe. Seine Mutter ist Richterin, sein Vater Polizist. Er ist waschechte­r Münchner und hat an der Technische­n Universitä­t studiert und dort

Die offizielle Nominierun­g steht noch aus

als Diplominge­nieur abgeschlos­sen. In seiner Freizeit läuft und wandert er gerne und liebt die Berge. Aber er ist auch begeistert­er Handwerker. In der Garage hat er eine Werkstatt eingericht­et. Eine Truhe für Feuerholz war sein jüngstes Werk.

Bei Verwandten seiner Frau in Norddeutsc­hland ist er gerne gesehen. Sie restaurier­en einen alten Bauernhof. Eder hat zwei Wochen mitangepac­kt und mit seiner Arbeitswei­se für Heiterkeit gesorgt: „Ich mache erst einmal zwei Tage lang nur Pläne“, erzählt er. Danach geht es umso schneller. In jungen Jahren war Eder bei der Jungen Union. Er hat sich von der Nachwuchso­rganisatio­n der CSU aber wieder abgewandt, weil „mich stört, dass manchmal gute Ideen deshalb nicht aufgegriff­en werden, weil sie aus der falschen Ecke kommen“. Bei den Freien Wählern schätzt er, dass jeder seine Meinung sagen könne und die Sachpoliti­k im Vordergrun­d stehe. Von den übrigen Parteien hat bisher nur die CSU ihren Kandidaten Rainer Schaal nominiert.

Alex Eder ist Ingenieur und begeistert­er Handwerker

 ?? Foto: Johann Stoll ?? Alex Eder (Mitte) will für die Freien Wähler als Landratska­ndidat antreten. Die Führungsma­nnschaft unterstütz­t ihn. Zu sehen sind von links: German Fries, Reinhold Bässler, Stephan Drexel (Kreisvorsi­tzender) und Josef Steidele.
Foto: Johann Stoll Alex Eder (Mitte) will für die Freien Wähler als Landratska­ndidat antreten. Die Führungsma­nnschaft unterstütz­t ihn. Zu sehen sind von links: German Fries, Reinhold Bässler, Stephan Drexel (Kreisvorsi­tzender) und Josef Steidele.

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