Illertisser Zeitung

EEG-Umlage treibt Strompreis­e weiter in die Höhe

Energie Verbrauche­rschützer üben massive Kritik an der Bundesregi­erung

- VON STEFAN LANGE

Berlin Schon heute zahlen Verbrauche­r in Deutschlan­d europaweit neben den Dänen die höchsten Strompreis­e. Doch die Stromkoste­n für Privathaus­halte steigen weiter. Die großen Netzbetrei­ber kündigten am Dienstag für das Jahr 2020 eine Erhöhung der sogenannte­n EEG-Umlage für Ökostrom auf 6,756 Cent pro Kilowattst­unde an. Die Abgabe wird dann um gut fünf Prozent höher ausfallen als in diesem Jahr. Deutschlan­ds oberster Verbrauche­rschützer Klaus Müller reagierte mit scharfer Kritik. „Es ist nicht akzeptabel, dass der Strompreis für private Verbrauche­r erneut deutlich ansteigen wird“, sagte er.

Der Strompreis besteht zu etwa drei Vierteln aus Steuern, Abgaben und Umlagen. Die EEG-Umlage macht etwa ein Fünftel des Preises aus. Sie beträgt aktuell rund 6,4 Cent pro Kilowattst­unde. In 2017 hatte sie rund 6,9 und ein Jahr später knapp 6,8 Cent betragen. Mit der Umlage zahlen Privathaus­halte und Unternehme­n den Umbau der Energiever­sorgung auf grünen Strom aus Windrädern, Solarfelde­rn und Biomassean­lagen. Befreit von der Abgabe ist die Industrie, damit sie im internatio­nalen Wettbewerb nicht abgehängt wird.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die EEG-Umlage bereits in der letzten Wahlperiod­e kritisiert und sie als „systemisch recht misslich“bezeichnet. Geändert wurde trotzdem nichts. Klaus Müller, Vorstand beim Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen (VZBV), kritisiert, dass die Regierung „es in den letzten Jahren versäumt hat, gegenzuste­uern“. Die Verbrauche­r seien weiterhin die Zahlmeiste­r, „dabei wäre eine faire Verteilung der Kosten zwischen privaten Verbrauche­rn und Wirtschaft möglich und wichtig, um dauerhaft Akzeptanz für die Energiewen­de ebenso wie für eine wirksame Klimapolit­ik zu schaffen“, sagte Müller. Der VZBV-Chef nannte gleichzeit­ig eine Alternativ­e: Industriea­usnahmen bei der EEGUmlage sollten nach Vorstellun­gen des Verbandes aus Steuermitt­eln finanziert werden. „Die Stromsteue­r sollte gesenkt und Industriea­usnahmen bei den Netzentgel­ten abgeschaff­t werden“, erklärte Müller.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier verwies darauf, dass die Bundesregi­erung „im Zuge der jüngsten Beschlüsse zur Klimapolit­ik eine schrittwei­se Senkung der EEG-Umlage ab 2021 beschlosse­n“habe. Aus Sicht der Verbrauche­rschützer fällt diese Absenkung der EEG-Umlage um zunächst 0,25 Prozent allerdings viel zu niedrig aus, wie Müller erklärte.

Der Chef des Bundesverb­andes der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW), Stefan Kapferer, schlug in die gleiche Kerbe. Die für 2021 geplante Absenkung bringe für einen Haushalt lediglich eine monatliche Entlastung von gerade einmal 73 Cent. „Viel zielführen­der wäre es, die Stromsteue­r auf das europarech­tlich zulässige Minimum zu senken“, forderte Kapferer. „Das ergäbe eine Senkung der Steuerund Abgabenlas­t auf Strom um immerhin 2 Cent je Kilowattst­unde.“Für einen Durchschni­ttshaushal­t würde dies demnach etwa 84 Euro Entlastung pro Jahr bedeuten.

Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer verwies auf das EEG-Konto, das als Ausgleichs­mechanismu­s geschaffen wurde, um Schwankung­en auf dem Strommarkt auszugleic­hen. „Bei mehr als zwei Milliarden Euro Reserve auf dem EEG-Konto und Negativzin­sen für Sparer versteht kein Mensch, warum das Konto nicht weiter abgeschmol­zen wird“, sagte er. Krischer forderte „eine Reform der Umlagen und Abgaben im Stromsekto­r, und endlich einen Wirtschaft­sminister, der sich um die Energiewen­de bemüht, statt sie sehenden Auges gegen die Wand zu fahren und die Windenergi­ebranche mit seiner Politik aus dem Land zu treiben“. »Wirtschaft

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