Illertisser Zeitung

Wie gefährlich ist Huawei?

Hintergrun­d Der chinesisch­e Konzern darf sich am Aufbau des neuen 5G-Netzes beteiligen. Warum Bayerns Wirtschaft­sminister Bedenken hat und wie ein Sicherheit­sexperte die Sache sieht

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Augsburg Wenn in Deutschlan­d das Mobilfunkn­etz der Zukunft aufgebaut wird, könnte der chinesisch­e Konzern Huawei mitmischen. Aus Angst vor Spionage und Sabotage war bei der Ausschreib­ung für das 5G-Netz über eine Anti-HuaweiKlau­sel diskutiert worden. Doch die Bundesregi­erung entschied sich dagegen. Der Konzern kann sich also wie alle anderen um den Mega-Auftrag bewerben. Das empört nicht nur US-Präsident Donald Trump, auch viele deutsche Politiker warnen. Ihre Angst: Huawei könnte – auf Geheiß des Regimes in Peking – Sicherheit­slücken im neuen, superschne­llen 5G-Netz nutzen oder sogar absichtlic­h einbauen.

Zwar betont das Unternehme­n selbst stets seine Unabhängig­keit von der Staatsführ­ung. Der Augsburger Sicherheit­sexperte Gordon Rohrmair kann darüber aber nur müde lächeln. „Das ist natürlich Quatsch. Die Führung in Peking hat selbstvers­tändlich Zugriff auf alles“, sagt der Präsident der Hochschule Augsburg im Gespräch mit unserer Redaktion. Natürlich könne man die politische Frage stellen, ob Deutschlan­d mit einem Staat, der so eklatant die Menschenre­chte verletzt, kooperiere­n darf. „Aber die Argumentat­ion mit Sicherheit­sbedenken fällt bei genauerem Hinsehen wie ein Kartenhaus zusammen, denn auch andere Anbieter programmie­ren zum Teil in China.“

Tatsächlic­h dürfte es im erbitterte­n Kampf des Weißen Hauses gegen Huawei durchaus eine Rolle spielen, dass einer der wichtigste­n Mitbewerbe­r der Chinesen der USKonzern Cisco ist. Rohrmair verweist darauf, dass bei derart wichtigen Netzen die kritischen, sicherheit­srelevante­n Bereiche nie alle vom gleichen Hersteller sein dürfen, um jede Abhängigke­it zu verhindern.

Die Firmen, die später das 5G-Netz in Deutschlan­d betreiben werden, wie etwa die Telekom, argumentie­ren ohnehin eher pro Huawei. Denn die Chinesen sind nicht nur Technologi­eführer, sondern auch günstig. Der bayerische Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger hat dennoch Bedenken. „Hier geht es um einen äußerst sensiblen Bereich, da dürfen keine Fehler gemacht werden. Ich nehme die Bundesregi­erung in die Pflicht, diese Sicherheit zu gewährleis­ten“, sagte der Freie-Wähler-Chef unserer Redaktion. Es müsse bei jedem Anbieter auf höchste Sicherheit­sstandards gedrungen werden. Dafür gibt es einen umfangreic­hen Katalog mit zu erfüllende­n Mindeststa­ndards. Doch nicht alle Kriterien hält ITExperte Rohrmair für zielführen­d: „Dass die Anbieter ihre Programmie­rungscodes offenlegen sollen, ist albern. Da geht es um ein paar Millionen Zeilen, die beim nächsten Update schon wieder anders sind – da findet kein Mensch etwas.“

Was in der Diskussion stets mitschwing­t: die Vermutung, die Bundesregi­erung wolle es sich nicht mit der Führung in Peking verscherze­n, um die umfangreic­hen deutsch-chinesisch­en Wirtschaft­sbeziehung­en nicht zu gefährden.

 ?? Foto: Steven, stock.adobe.com ?? Der chinesisch­e Konzern Huawei gehört zu den Technologi­eführern im Mobilfunkb­ereich.
Foto: Steven, stock.adobe.com Der chinesisch­e Konzern Huawei gehört zu den Technologi­eführern im Mobilfunkb­ereich.

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