China-Kracher
Vorwürfe Die Deutsche Bank soll Funktionäre mit Geschenken und Jobs versorgt haben
Frankfurt Die Deutsche Bank sieht sich mit neuen Vorwürfen zu früheren Geschäften in China konfrontiert. In den Jahren 2002 bis 2014 soll sich Deutschlands größtes Geldhaus mithilfe von Geschenken und Gefälligkeiten Zugang zu führenden Politikern und Managern in China verschafft haben. Das berichten Süddeutsche Zeitung, WDR und New York Times unter Berufung auf eine Auswertung von bankinternen Unterlagen.
Den Recherchen zufolge gab die Deutsche Bank bei einer Untersuchung der US-amerikanischen Wertpapieraufsicht SEC zu verdächtigen Vorgängen in China möglicherweise nicht alle internen Ermittlungsergebnisse weiter. Die Auswertung der Unterlagen werfe den Verdacht auf, dass Schmiergeld bis in die Familie des damaligen Premierministers Wen Jiabao geflossen sei. Auch von teuren Geschenken wie Luxustaschen, Kaschmirmänteln oder Stereoanlagen ist die Rede. Zudem sollen jahrelang in China Mitarbeiter eingestellt worden sein, die weniger mit ihren Fähigkeiten überzeugten, sondern eher, weil sie Verwandte oder Günstlinge von Parteifunktionären waren. Mit dieser Methode habe die Deutsche Bank unter anderem versucht, den Weg für ihren Einstieg bei der staatlich kontrollierten Bank Huaxia im Jahr 2005 zu ebnen.
Um ein Treffen des damaligen Vorstandschefs Josef Ackermann mit dem chinesischen Präsidenten Chinas zu arrangieren, soll die Deutsche Bank außerdem 100000 Dollar an einen Berater gezahlt haben. Der Konzern in Frankfurt teilte mit, die Vorfälle reichten bis ins Jahr 2002 zurück und seien „angemessen behandelt“worden: „Die Deutsche Bank führt aus eigenem Antrieb interne Untersuchungen durch, um Fehler und Mängel der Vergangenheit zu identifizieren und zu beheben. Im Ergebnis meldete sie bestimmtes Fehlverhalten den entsprechenden Behörden.“Richtlinien und Kontrollen seien verbessert worden, erklärte der Finanzkonzern. „Wo Schwachstellen identifiziert wurden, haben wir Gegenmaßnahmen ergriffen.“
Zum Vorwurf, die Bank habe ihr vorliegende Informationen möglicherweise unvollständig an die Aufseher weitergegeben, äußerte sich das Institut nicht. (dpa, AZ)
Floss auch Schmiergeld an die Familie des Premiers?