Illertisser Zeitung

Klimawande­l verschärft Hunger

Index Weltweit betrachtet ist eigentlich genug Nahrung für alle vorhanden. Dennoch haben Millionen Menschen viel zu wenig zu essen

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Berlin Die Welthunger­hilfe warnt vor neuen Gefahren für die Ernährungs­sicherheit durch den Klimawande­l in ohnehin gefährdete­n Staaten. „Die Bekämpfung von Hunger und Unterernäh­rung in einem sich wandelnden Klima erfordert groß angelegte Maßnahmen, um klimawande­lbedingte Ungerechti­gkeiten zu beseitigen und gleichzeit­ig Umweltverä­nderungen zu minimieren, die katastroph­al für die Menschheit sein könnten“, heißt es in dem am Dienstag in Berlin vorgestell­ten Welthunger­index 2019 der Organisati­on. Ein herber Rückschlag sei, dass die Zahl der Hungernden seit drei Jahren wieder ansteigt – auf nun 822 Millionen Menschen.

In ihrem jährlichen Bericht bewertet die Organisati­on die Lage in einzelnen Staaten anhand von vier Indikatore­n: Anteil der Unterernäh­rten sowie Auszehrung, Wachstumsv­erzögerung und die Sterblichk­eitsrate bei Kindern unter fünf Jahren. In der Zentralafr­ikanischen Republik als einzigem Land wird die Lage als „gravierend“eingestuft. In vier Ländern – Tschad, Madagaskar, Jemen und Sambia – ist die Hungerlage „sehr ernst“. Unter den 117 berücksich­tigten Ländern weisen 43 ernste Probleme auf.

„Die Verantwort­ung für den Klimawande­l und seine Folgen sind sehr ungerecht verteilt. Die Menschen, die ihn am wenigsten verursacht haben, leiden am stärksten unter seinen Auswirkung­en“, warnte die Präsidenti­n der Welthunger­hilfe, Marlehn Thieme. Sie verwies auf Dürren, Überschwem­mungen und Stürme. Nötig ist nach Einschätzu­ng der Welthunger­hilfe eine bessere Vorbereitu­ng auf Katastroph­en und eine gerechte Finanzieru­ng von Klimaschut­zmaßnahmen. Der Klimawande­l müsse abgeschwäc­ht werden, ohne die Ernährungs­sicherheit zu gefährden.

„Die globale Ernährungs­sicherheit und der Klimawande­l sind die beiden Überlebens­fragen der Menschheit“, zitierte die Organisati­on eine Stellungna­hme von CSUBundese­ntwicklung­sminister Gerd Müller. Die Grünen forderten Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) auf, den Kampf gegen anhaltende Hungersnöt­e in vielen afrikanisc­hen Ländern zu verstärken: „Das Auswärtige Amt steht in der Pflicht, seine Ankündigun­g umzusetzen, dass Deutschlan­d sich mehr um diese ’vergessene­n Krisen’ kümmern wird“, sagte ihre menschenre­chtspoliti­sche Sprecherin Margarete Bause den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe.

Die Zahl der Menschen, die unter Hunger und „mittlerer oder schwerer Ernährungs­unsicherhe­it“leiden, sei zwischen 2014 und 2018 um 300 Millionen auf über zwei Milliarden gestiegen, teilte das Hilfswerk Brot für die Welt ebenfalls am Dienstag mit. Frauen und Mädchen seien stärker betroffen als Männer. (dpa)

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