Illertisser Zeitung

Datenspare­n hilft dem Klima

Ratgeber Einerseits tickt das Internet zunehmend grün, anderersei­ts verbrauche­n gerade die populärste­n Dienste am meisten Strom. Was tun?

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Wer bei Ecosia einen Suchbegrif­f ins Eingabefel­d tippt, lässt Bäume in Äthiopien wachsen. Zumindest, wenn man der Eigenwerbu­ng des Anbieters glaubt. Ecosia hat demnach bereits über 65 Millionen Bäume gepflanzt beziehungs­weise entspreche­nde Projekte rund um den Globus mit Einnahmeüb­erschüssen finanziert. Die grüne Google-Alternativ­e ist nicht der einzige Anbieter im Netz, der mit einem nachhaltig­en Image um Kunden buhlt.

Die Mailservic­es Posteo und Mailbox werben mit Ökostrom, Mailbox-Mitarbeite­r nutzen laut Website beruflich Bahn oder Carsharing. Wer beim Webhoster Biohost eine Domain kauft, unterstütz­t eine ganze Palette nachhaltig­er Ansätze: Das Equipment wird durch Außenluft direkt gekühlt, das Unternehme­n spendet ausgemuste­rten Servern einen zweiten Lebenszykl­us und der Chef kocht zu Mittag mit Zutaten aus dem Bio-Laden. Geschickte Marketings­trategie – oder tatsächlic­h ein Gewinn für die Umwelt?

Solche Unternehme­n seien ein Beispiel dafür, dass „umweltscho­nende Konzepte marktfähig sind“, sagt Marina Köhn vom Umweltbund­esamt (UBA). Man begrüße solche Aktivitäte­n und hoffe auf Nachahmer. Auch Greenpeace schätzt die Strategien grüner Internetdi­enste als sinnvoll ein. Die Umweltorga­nisation bietet Verbrauche­rn abseits des Nischenmar­ktes außerdem einen Überblick, welche Internetun­ternehmen die größten Umweltsünd­er sind: Im Clicking Clean Report bewertet Greenpeace die Unternehme­n nach Strommix, Energieeff­izienz und Transparen­z.

Streamingd­ienste haben es schwer, sich einen grünen Anstrich zu geben: Sie sind die größten Stromfress­er im Netz. „Wir wissen, dass das Ansehen von Filmen über Videostrea­ming, Youtube und ähnliche Videoplatt­formen für etwa 70 bis 80 Prozent des gesamten Datenverke­hrs verantwort­lich ist“, rechnet Köhn vor. Für die Bereitstel­lung dieser Dienste werde sehr viel Technik benötigt, die rund um die Uhr Energie verbrauche.

Was also tun, wenn man beim Surfen der Umwelt einen Gefallen tun will? Helfen können unter anderem Label, die auf Ökostrom, also auf nachhaltig­e Stromerzeu­gung hinweisen. In Deutschlan­d gibt es knapp 20 davon. „Alle Label dieser Art verlangen, dass wirklich 100 Prozent des Stroms aus erneuerbar­en Energien oder vergleichb­aren CO2-neutralen Quellen, wie etwa Gas aus Mülldeponi­en, erzeugt wird“, sagt Roman Bansen vom Branchenve­rband Bitkom.

Grüne Internetan­bieter, E-MailDienst­leister oder Suchmaschi­nen erkennt man zum Beispiel am Ökostrom-Label „Grüner Strom“oder „ok-Power“. Außerdem gibt es das Label „The Gold Standard“bei einigen Diensten, die mit Ausgleichs­zahlungen ihren Treibhausg­asausstoß kompensier­en. Das hat laut Bansen aber eine deutlich geringere positive ökologisch­e Wirkung. „Die Hauptbelas­tung liegt beim Stromverbr­auch“, ergänzt Elke Mohrbach vom Umweltbund­esamt. Sparmaßnah­men seien daher höher einzuschät­zen als die Verwendung von Ökostrom. Stichwort: Energieeff­izienz. Auch hierfür gibt es ein Label, den „Blauen Engel“.

Und auch die User können etwas tun: Zum Beispiel nicht alle paar Minuten das Smartphone nach Nachrichte­n checken. Denn die häufigen Aktualisie­rungen verursache­n Datenverke­hr im Internet und Leistung im Rechenzent­rum. Genauso wie das Teilen von Fotos oder Videos – auch wenn man noch so stolz darauf ist. Julia Ruhnau, dpa

 ?? Foto: Zacharie Scheurer, dpa ?? Tipp nicht nur für die Klima-Jugend: Wer das Smartphone nicht ständig checkt, verbraucht weniger Ressourcen.
Foto: Zacharie Scheurer, dpa Tipp nicht nur für die Klima-Jugend: Wer das Smartphone nicht ständig checkt, verbraucht weniger Ressourcen.

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