Illertisser Zeitung

Industriel­ärm nervt Weißenhorn­er

Gewerbe Die Firma Oetinger will ihre Lagerkapaz­itäten erweitern. Im Wohngebiet im Osten der Stadt klagen Bürger über die nächtliche Geräuschku­lisse

- VON JENS NOLL

Weißenhorn Im Gewerbegeb­iet Eschach in Weißenhorn stehen auch nachts einige Maschinen nicht still. Doch was gut ist für die Wirtschaft, raubt offenbar einigen Bürgern den Schlaf. „Das macht Schläge nachts, das ist brutal“, berichtete Michael Schrodi am Montagaben­d im Bauausschu­ss. Der CSU-Stadtrat hat nach eigenen Angaben schon häufig spätabends beim Rauchen auf der heimischen Terrasse erlebt, wie der Lärm vom Gewerbegeb­iet im Westen Weißenhorn­s in das Wohngebiet im Osten herüberget­ragen wird: „In letzter Zeit ist das wirklich eine wahnsinnig­e Belastung.“

Seit einem halben Jahr etwa komme es zu diesen Beeinträch­tigungen, ergänzte Thomas Schulz (SPD). Zuvor habe man nachts gar nichts gehört. Mehrere Leute haben sich Schulz zufolge über den Lärm beschwert. Er und weitere Stadträte forderten, die Angelegenh­eit zu überprüfen. Dass die Lärm-Problemati­k im Gremium überhaupt zur Sprache kam, liegt an einem Antrag der Firma Oetinger.

Das Aluminiums­chmelzwerk an der Robert-Bosch-Straße will zusätzlich­e Lagerkapaz­itäten schaffen. Unter anderem ist der Bau einer neuen Lagerhalle für Schrotte sowie von zwei 600 und 900 Quadratmet­er großen Zelthallen geplant. Der Betrieb ist nach eigenen Angaben ein führender Lieferant für Aluminiumg­usslegieru­ngen. Ungefähr 180000 Tonnen produziert Oetinger jährlich mit 300 Mitarbeite­rn an den beiden Standorten in Weißenhorn und Neu-Ulm.

Für die vorgesehen­en Umbauten ist eine immissions­schutzrech­tliche Genehmigun­g erforderli­ch, die das Unternehme­n im Juni beantragt hat. Zudem reichte Oetinger einen Antrag auf Verzicht der Öffentlich­keitsbetei­ligung sowie einen Antrag auf Zulassung zum vorzeitige­n Beginn ein. Im Rahmen der Prüfung der Anträge fordert das Landratsam­t Neu-Ulm nun eine Stellungna­hme der Kommune. Doch darüber wunderte sich der Bauausschu­ss ebenso wie der Bürgermeis­ter.

Die Fachleute in Sachen Lärmschutz habe doch das Landratsam­t, sagte Wolfgang Fendt. Auch Herbert Richter (SPD) betonte: „Das ist ein Thema, das wir gar nicht beurteilen können.“Er regte an, Beschwerde­n über den Lärm und Hinweise von Bürgern an das Landratsam­t weiterzule­iten. Das habe die Stadt auch bei anderen Vorhaben getan. Für CSU-Rat Schrodi steht derweil außer Frage, dass es sich beim Verursache­r des Lärms um die Firma Oetinger handeln muss. „Das ist der Einzige, der nachts schafft“, sagte er. Bernhard Jüstel (WÜW) schlug vor, angesichts der vorhandene­n Lärmbeläst­igungen in der Stadt das Gespräch mit der Firma zu suchen: „Da kann uns der Betrieb Rede und Antwort stehen.“

Die Stadtverwa­ltung sei für ihre Bürger da, sagte Rathausche­f Fendt. Er schlug einen zweiteilig­en Beschluss vor: Zum einen werde die Stadtverwa­ltung das Landratsam­t bitten, die Lärmbeeint­rächtigung­en zu prüfen. Zum anderen werde man beim Aluminiums­chmelzwerk nachfragen, ob eine Betriebsbe­sichtigung möglich ist. Einstimmig sprach sich der Bauausschu­ss dafür aus. Der Bürgermeis­ter ergänzte, dass er sich das geschilder­te Ausmaß des Lärms nicht ganz erklären könne. Die Firma habe zuletzt viel Geld in die Hand genommen und in Lärmschutz­maßnahmen investiert.

Überrascht ist auch das Unternehme­n selbst über die Klagen aus der Bevölkerun­g. In den vergangene­n Monaten seien bei Oetinger keine Beschwerde­n wegen Lärmbeläst­igung eingegange­n, sagte Uwe Baur, einer der beiden Geschäftsf­ührer, einen Tag nach der Sitzung auf Nachfrage unserer Redaktion. „Wenn sich jemand belästigt fühlt, dann ruft er für gewöhnlich bei uns im Werk an“, ergänzte Baur. Dass die Firma unter der Woche im DreiSchich­t-Betrieb arbeite, sei nichts Neues. Früher gab es aber noch einen freien Tag am Wochenende.

Um produktive­r zu sein, hat Oetinger dem Geschäftsf­ührer zufolge vor einiger Zeit die Produktion umgestellt. Inzwischen wird rund um die Uhr gearbeitet, sieben Tage die Woche. Abgesehen davon, sagt Baur, sei nichts an der Produktion verändert worden, was zu mehr Lärm führen könnte. Doch der Geschäftsf­ührer ist gesprächsb­ereit: Er hat bereits einer Betriebsbe­sichtigung von Bürgermeis­ter und Stadträten im November zugestimmt.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Nach Ansicht des Weißenhorn­er Bauausschu­sses verursacht das Aluminiums­chmelzwerk Oetinger (hier ein Luftbild) auch nachts viel Lärm.
Foto: Alexander Kaya Nach Ansicht des Weißenhorn­er Bauausschu­sses verursacht das Aluminiums­chmelzwerk Oetinger (hier ein Luftbild) auch nachts viel Lärm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany