Illertisser Zeitung

Neue Auflagen will der Bauernpräs­ident nicht akzeptiere­n

Volksbegeh­ren Am Montag wird der Runde Tisch zum Artenschut­z in München fortgesetz­t. Walter Heidl droht zu gehen

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München Nach den Landwirten sind jetzt die Kommunen, die Kirchen und alle anderen großen Bodenbesit­zer in der Pflicht für mehr Artenschut­z. So sieht es zumindest AltLandtag­spräsident Alois Glück. „Es gibt im Freistaat ein riesiges Flächenpot­enzial, welches für die Gemeinscha­ftsaufgabe Artenschut­z und Naturschön­heit genutzt werden muss“, sagt Glück im Vorfeld des Runden Tisches für mehr Naturund Artenschut­z in der Staatskanz­lei, der am Montagnach­mittag startet. Der 79-Jährige wird erneut die Moderation übernehmen. Dann wollen Verbände, Vereine, Kommunen und Kirchen über weitere Formen des Tierschutz­es sprechen.

„Wir wollen ja ein Volksbegeh­ren plus umsetzen; neben den landwirtsc­haftlichen Aspekten gibt es daher noch viele Themen, die nun umgesetzt werden müssen“, erklärt Glück. Er denke dabei etwa an die

Parks und Wegränder in Städten und Gemeinden. Alle, die einen Flächenbes­itz haben, müssten ihren Anteil zum Gelingen beitragen. Dies hätten ja auch die Gespräche im Frühjahr mit den Landwirten gezeigt. „Artenschut­z ist nicht nur eine Aufgabe für unsere Bauern.“Wichtige Themen seien in dem Kontext auch der Umgang mit dem Wald als Speicher für Kohlendiox­id und die Gewässerök­ologie.

Bauernpräs­ident Walter Heidl betonte am Sonntag, Umweltschu­tz sei eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe. Bislang seien jedoch nur Auflagen für die Land- und Forstwirts­chaft auf den Weg gebracht worden. „Darüber hinausgehe­nde Maßnahmen ist die Staatsregi­erung bislang schuldig geblieben. Deshalb: Sollte es beim nächsten Runden Tisch abermals um zusätzlich­e Auflagen für die Bäuerinnen und Bauern gehen, stehe ich auf und gehe“, drohte der Verbandspr­äsident.

Vor knapp acht Monaten hatte der Runde Tisch zuletzt getagt. Damals saßen neben den nun wieder geladenen Vereinen und Verbänden auch noch die Initiatore­n des Volksbegeh­rens Artenschut­z „Rettet die Bienen“mit am Tisch. Diese hat Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nun nicht mehr eingeladen. Dies hatte schon im Vorfeld der Veranstalt­ung für Kritik gesorgt. Zu

Unrecht, wie Glück findet: „Jetzt geht es doch um die weitere Umsetzung unserer bisherigen Beratungse­rgebnisse, dafür braucht es keine Politiker am Tisch“, sagt er.

Einer der ausgeladen­en Initiatore­n, Ludwig Hartmann von den Grünen, sieht das zwar anders, sieht aber die Position der Tierschütz­er am Tisch nicht geschwächt: „Unser großes Bündnis für die Bewahrung der Tier- und Pflanzenvi­elfalt in Bayern steht und spricht weiter mit einer Stimme. Egal wer und wie viele von uns am Runden Tisch sitzen: Die Haltung und die Durchschla­gskraft bleiben gleich.“

Für Alois Glück geht es nach eigenen Angaben nun darum, praktische Lösungen für alle Beteiligte­n bei der Pflege der Flächen zu erarbeiten. „Wir wollen keinen Aktionismu­s entfalten, es braucht weiter viel Fachbetreu­ung.“Bildungsar­beit sei ein Schlüssel zum Erfolg.

Erstmals hatte Söder den Runden Tisch im Frühjahr nach dem Rekorderfo­lg des Volksbegeh­rens ins Leben gerufen, um zwischen Landwirten und Initiatore­n des Volksbegeh­rens zu vermitteln. Vor allem der Bauernverb­and hatte heftig gegen die Initiative protestier­t. Indirekt nutzte Söder den Tisch aber auch, um die Kritik am Artenschut­z in seiner Regierung und in der CSU zu moderieren. In der Folge übernahm die Regierung die Forderunge­n des Volksbegeh­rens. Im Landtag wurde im Sommer zeitgleich ein sogenannte­s Versöhnung­sgesetz verabschie­det, welches finanziell­e Kompensati­onen für die Landwirte regelt. Die AfD-Fraktion im Landtag hat inzwischen Verfassung­sklage gegen beide Gesetze eingereich­t.

Für Alois Glück ist der bisherige Verlauf – nicht nur der Beratungen am Runden Tisch – dagegen ein voller Erfolg. (dpa)

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Foto: dpa Für Bauernpräs­ident Walter Heidl ist die ganze Gesellscha­ft beim Artenschut­z gefordert, nicht nur die Bauern.

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