Illertisser Zeitung

In Augsburg liegt Eva Weber deutlich vorn

Die CSU-Kandidatin tritt in zwei Wochen gegen Dirk Wurm (SPD) an. Angesichts ihres Vorsprungs kann sie als Favoritin gelten. Die 42-Jährige steht für den neuen Kurs der CSU in Großstädte­n

- VON STEFAN KROG

Augsburg In Augsburg blieb am Sonntag offen, wer nächster Oberbürger­meister wird – es läuft auf eine Stichwahl zwischen Eva Weber (CSU) und Dirk Wurm (SPD) hinaus. Im ersten Wahlgang erreichten sie 43 bzw. 18,8 Prozent. Die dritte aussichtsr­eiche Kandidatin, Martina Wild von den Grünen, erreichte 18,5 Prozent. Erst drei Stunden nach Beginn der Auszählung war klar, wer auf Platz zwei und drei steht.

Weber sagte in einer ersten Reaktion, sie habe nicht mit einem derartigen Vorsprung gerechnet. Weber hat mehr Stimmen gesammelt als ihre beiden stärksten Konkurrent­en zusammen und kann als klare Favoritin in die Stichwahl in zwei Wochen gehen. Wurm sagte angesichts des hohen Rückstande­s: „Es wird kein Rennen auf Augenhöhe, aber ich werde um jede Stimme werben.“Er sehe nach wie vor eine Chance, auch wenn der Abstand groß sei. Sowohl die SPD als auch ihr Kandidat verloren im Vergleich zur Kommunalwa­hl vor sechs Jahren in Augsburg deutlich an Stimmen.

Im Stadtrat werden künftig die Grünen nach der CSU die zweitstärk­ste politische Kraft sein. Man habe die Anteile beim OB-Ergebnis verdreifac­ht und bei der Stadtratsw­ahl verdoppelt, so Wild. Die Augsburger Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Claudia Roth sagte mit Blick auf die Corona-Epidemie, die Grünen hätten auch in Zeiten so großer Unsicherhe­it ein „gutes Ergebnis“eingefahre­n. Allerdings lag die Zustimmung für die Grünen laut einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey bayernweit zuletzt bei 22,7 Prozent – in Großstädte­n konnte man von einer höheren Zustimmung für die Grünen ausgehen, die es in Augsburg aber offenbar nicht gab.

Der bisherige Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) kündigte vor einem Jahr auch für die eigene Partei überrasche­nd an, sich nach zwei Amtszeiten nicht mehr zur Wahl zu stellen. Er wolle beruflich noch einmal etwas Neues anfangen, so der studierte Jurist, in dessen Amtszeit unter anderem die Umwandlung von Schwabens größtem Krankenhau­s, dem Augsburger Klinikum, zur Uniklinik vollzogen wurde. Gribls Kontakte zur Staatsregi­erung gelten als gut. CSU-Vorsitzend­er und Ministerpr­äsident Markus Söder gab früh als Parole aus, dass das

OB-Amt in Augsburg in Hand der CSU bleiben solle.

Weber, 42, ist seit sechs Jahren Bürgermeis­terin für Finanzen und Wirtschaft­sförderung in Augsburg. Die Tochter des ehemaligen Staatssekr­etärs Alfons Zeller aus dem Oberallgäu steht beispielha­ft für den Kurs, den die CSU in Großstädte­n verfolgt – weiblich, jünger, liberaler und beim Klima- und Naturschut­z deutlich ergrünt. Manche Punkte ihres Wahlprogra­mms seien für einen Teil der CSU-Stammwähle­r wohl „gewöhnungs­bedürftig“, sagt Weber, die etwa für Verkehrsbe­ruhigung in ausgewählt­en Innenstadt­Straßen eintritt. Sie sei „wertkonser­vativ“, betont sie jedoch zudem. Gleichwohl ist Weber nie als Dogmatiker­in in Sachen christsozi­aler Programmat­ik aufgefalle­n.

Wurm, 40, war die vergangene­n sechs Jahre Ordnungsre­ferent in

Augsburg. Vorher führte der Politikwis­senschaftl­er, dessen Onkel vor Jahren Ordnungsbü­rgermeiste­r für die SPD in Augsburg war, die Geschäfte der SPD-Stadtratsf­raktion. Unter anderem war Wurm dafür zuständig, die Augsburger Innenstadt vor drei Jahren an Weihnachte­n zu evakuieren, als eine riesige Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden musste.

Zwar ist noch offen, wer neuer Oberbürger­meister wird, doch es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass die beiden Gegenkandi­daten künftig wieder zusammenar­beiten werden. In den vergangene­n sechs Jahren wurde Augsburg von einer CSU-SPDKoaliti­on mit den Grünen als kleinem Kooperatio­nspartner regiert. Es ist zumindest denkbar, dass dieses Regierungs­modell fortgeführ­t wird, wenngleich nun mit anderen Kräfteverh­ältnissen.

Der bisherige OB Kurt Gribl kandidiert­e nicht mehr

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Foto: Peter Fastl Zwei für die Stichwahl: Die Augsburger OB-Kandidaten Eva Weber (CSU) und Dirk Wurm (SPD).

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