Illertisser Zeitung

Drei glatte Durchmärsc­he

- VON RONALD HINZPETER redaktion@illertisse­r-zeitung.de

Fangen wir mit der Entscheidu­ng an, die von vorneherei­n am wenigsten Überraschu­ngspotenzi­al bot, der Landratswa­hl. Amtsinhabe­r Thorsten Freudenber­ger (CSU) hat sich gleich im ersten Anlauf durchgeset­zt, einer Stichwahl muss er sich nicht stellen. Er hatte zwar in Susanna Oberdorfer-Bögel von den Freien Wählern eine starke Konkurrent­in, die als einstige Kämpferin für die Babystatio­n in Illertisse­n den Amtsinhabe­r im Landkreiss­üden tatsächlic­h glatt ausstach. Doch konnte sie die Wiederwahl Freudenber­gers nicht gefährden, denn der hatte sich in seinen ersten sechs Jahren keine gravierend­en Fehler geleistet.

Er hatte harte Herausford­erungen zu meistern: die Flüchtling­skrise, die Klinikkris­e und die Nuxitkrise. Er hat sich stets als besonnener Verhandler gezeigt, als einer, der versucht, die Dinge möglichst gründlich anzugehen, ohne Polterei, ohne Chefallüre­n. Das kam an – nicht zuletzt in der Kreisstadt.

Seine besonnene Art unterschie­d Freudenber­ger wohltuend von Oberbürger­meister Gerold Noerenberg, der stets polarisier­te, der in Debatten mit Genuss hart einstieg. Die Frau, die ihm in Neu-Ulm nun nachfolgt, ist das glatte Gegenteil, deswegen passt Katrin Albsteiger auch so gut zu Freudenber­ger: Zusammen können sie die Gräben zuschütten, welche die Nuxit-Debatte aufgerisse­n hat. Die Neu-Ulmer wollten nach den Noerenberg-Jahren jemanden im Rathaus wissen, der für einen neuen, verbindlic­hen und freundlich­en Stil steht. Ihr sympathisc­hes und frisches Auftreten war eigentlich unschlagba­r. Deshalb ist sie so glatt im ersten Wahlgang durchmarsc­hiert – was angesichts der Kandidaten­menge dann doch erstaunlic­h ist. Denn es waren ja gute Bewerber dabei, etwa die rhetorisch sehr beschlagen­e Ex-Sozialdemo­kratin Antje Esser und Roland Prießnitz von den Freien Wählern, der im Wahlkampf eine sehr gute Figur machte.

Eine schlechte Figur gab hingegen Raphael Bögge ab. Er hatte zwar vor sechs Jahren den damaligen Amtsinhabe­r Kurt Baiker souverän aus dem Sendener Rathaus gekegelt, aber danach alles andere als souverän seine Amtsgeschä­fte geführt. Er lag am Ende mit allen Parteien und Gruppierun­gen über Kreuz. Er war mitnichten derjenige, der nach dem gerne raubauzige­n Baiker für ein neues Miteinande­r in der Stadtpolit­ik sorgte. Es wurde vielmehr ein neues Gegeneinan­der, beziehungs­weise ein „Einer gegen alle, alle gegen einen“. Das war nicht das Miteinande­r, das die Stadt brauchte. Nun ist es an Claudia Schäfer-Rudolf, die Bögge im ersten Anlauf enttrohnte, in Senden für Frieden zu sorgen.

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