Drei glatte Durchmärsche
Fangen wir mit der Entscheidung an, die von vorneherein am wenigsten Überraschungspotenzial bot, der Landratswahl. Amtsinhaber Thorsten Freudenberger (CSU) hat sich gleich im ersten Anlauf durchgesetzt, einer Stichwahl muss er sich nicht stellen. Er hatte zwar in Susanna Oberdorfer-Bögel von den Freien Wählern eine starke Konkurrentin, die als einstige Kämpferin für die Babystation in Illertissen den Amtsinhaber im Landkreissüden tatsächlich glatt ausstach. Doch konnte sie die Wiederwahl Freudenbergers nicht gefährden, denn der hatte sich in seinen ersten sechs Jahren keine gravierenden Fehler geleistet.
Er hatte harte Herausforderungen zu meistern: die Flüchtlingskrise, die Klinikkrise und die Nuxitkrise. Er hat sich stets als besonnener Verhandler gezeigt, als einer, der versucht, die Dinge möglichst gründlich anzugehen, ohne Polterei, ohne Chefallüren. Das kam an – nicht zuletzt in der Kreisstadt.
Seine besonnene Art unterschied Freudenberger wohltuend von Oberbürgermeister Gerold Noerenberg, der stets polarisierte, der in Debatten mit Genuss hart einstieg. Die Frau, die ihm in Neu-Ulm nun nachfolgt, ist das glatte Gegenteil, deswegen passt Katrin Albsteiger auch so gut zu Freudenberger: Zusammen können sie die Gräben zuschütten, welche die Nuxit-Debatte aufgerissen hat. Die Neu-Ulmer wollten nach den Noerenberg-Jahren jemanden im Rathaus wissen, der für einen neuen, verbindlichen und freundlichen Stil steht. Ihr sympathisches und frisches Auftreten war eigentlich unschlagbar. Deshalb ist sie so glatt im ersten Wahlgang durchmarschiert – was angesichts der Kandidatenmenge dann doch erstaunlich ist. Denn es waren ja gute Bewerber dabei, etwa die rhetorisch sehr beschlagene Ex-Sozialdemokratin Antje Esser und Roland Prießnitz von den Freien Wählern, der im Wahlkampf eine sehr gute Figur machte.
Eine schlechte Figur gab hingegen Raphael Bögge ab. Er hatte zwar vor sechs Jahren den damaligen Amtsinhaber Kurt Baiker souverän aus dem Sendener Rathaus gekegelt, aber danach alles andere als souverän seine Amtsgeschäfte geführt. Er lag am Ende mit allen Parteien und Gruppierungen über Kreuz. Er war mitnichten derjenige, der nach dem gerne raubauzigen Baiker für ein neues Miteinander in der Stadtpolitik sorgte. Es wurde vielmehr ein neues Gegeneinander, beziehungsweise ein „Einer gegen alle, alle gegen einen“. Das war nicht das Miteinander, das die Stadt brauchte. Nun ist es an Claudia Schäfer-Rudolf, die Bögge im ersten Anlauf enttrohnte, in Senden für Frieden zu sorgen.